Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

19FEB2024
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„Meine Nationalität: Mensch!“ Auf einem Plakat auf dem Koblenzer Münzplatz stand dieser Spruch. Mitgeführt bei einer der vielen Demonstrationen der letzten Wochen gegen den Rechtsextremismus. Im ersten Moment hat mich dieser Satz irritiert. Denn Nationalität hat normalerweise etwas mit einem Land oder einem Volk zu tun. Diese Irritierung war vom Schreiber des Spruches wohl gewünscht und hat - bei mir zumindest - auch geklappt. Denn bevor ich Deutscher, bevor ich Engländer, Franzose, Chinese, Türke, Syrer oder Russe bin, bin ich erstmal Mensch. Und das gilt für jede und jeden, das verbindet uns Menschen über alle Grenzen hinweg. Dabei kommt jedem Menschen das zu, was unser Grundgesetz Würde nennt. Und als Deutscher bin ich stolz darauf, dass das der erste Satz unseres Grundgesetzes ist: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Die Väter und Mütter des Grundgesetzes haben dies bewusst an den Anfang gestellt, denn sie hatten den Nationalsozialismus erlebt und erlitten. Sie hatten erlebt, was dabei herauskommt, wenn man Menschen ihre Würde nimmt, weil sie Juden, Sinti oder Roma sind. Weil sie behindert oder homosexuell sind. Weil sie andere Auffassungen von Politik, Kunst und Kultur haben, weil sie eben nicht so sind wie eine herrschende Ideologie das gerne hätte.   

Viele von den Männern und Frauen, die das Grundgesetz geschrieben haben, waren gläubige Christen. Bis heute steht deshalb als Einleitung zum Grundgesetz der Satz: “Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen …. hat sich das Deutsche Volk … dieses Grundgesetz gegeben.” Für mich bedeutet das: Auch in meiner Verantwortung vor Gott habe ich dafür zu sorgen, dass die Würde eines jeden Menschen in unserm Land weiterhin unantastbar bleibt.

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