SWR3 Gedanken

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20FEB2024
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Eine Freundin von mir postet neuerdings alles, was sie Gott sagen will in den sozialen Medien.

Katja erzählt Gott von ihrem Tag, ihren Sorgen und das, was sie an der Arbeitskollegin nervt. Sie macht Witze, ist oft sarkastisch und stellt schonungslose Fragen. Sie dankt Gott für Schwarzwälder Kirschtorte und fragt sich, ob Gott wohl am 8. Tag Staub wischen musste.

Und was ich lieb: Sie nennt Gott immer: Großer.
„Großer, ich hab Dir was zu sagen.“
„Großer, das ist doch nicht Dein Ernst?!“ So, oder ähnlich, fangen ihre Gott-Gespräche an.

Am Anfang hab ich mich ein wenig über diese Anrede gewundert – aber sie erklärte mir, dass sie aufgrund des Kirchenlieds: „Großer Gott wir loben Dich“, als Kind immer davon ausgegangen war: Großer sei der Vorname Gottes. Großer Gott - So wie Karel Gott.

Mit Gott gesprochen hat sie schon immer, sagt sie. Mindestens dreimal am Tag. Und als sie bei einer Pfarrerin auf Insta sah, dass diese jeden Abend einen Segen als Gespräch postete, war sie überrascht, dass es noch jemanden gab, der ohne festgefahrene Gebetsregeln mit Gott sprach. So entstand dieses Ritual. Und ich freue mich, dass sie mich und viele andere dran teilhaben lässt.

Ihre Worte sind so voller Vertrauen. Sie spricht Gott ganz persönlich an – Kein klassisches: Herr oder Vater. Nah und trotzdem nicht distanzlos. Auch nicht respektlos. Wie eine echte Freundin, die sich nicht verstellen muss. Sie lässt all ihre Gefühle raus. Da ist kein Anstands - oder „benimm Dich“ - Filter. Stattdessen eine Intimität, die mich anrührt und mir sehr gefällt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39373
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