SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

18FEB2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ciara war nicht so recht zufrieden und glücklich mit sich und der Welt. Denn sie hat es nicht so ganz einfach gehabt in der Schule. Ich lernte Chiara kennen, als ich Ihre Reli-Lehrerin war.

Im Reli Unterricht war sie ganz anders. Nicht unzufrieden, sondern mit Begeisterung und Leidenschaft bei der Sache. Jede Bibelgeschichte sog sie in sich auf und konnte alles nacherzählen. Am meisten mochte sie die Geschichten von Jesus.

Eines Tages klingelte es bei mir am Pfarrhaus und Ciara stand vor der Tür. „Frau Schimmel, ich will getauft werden. Sie müssen mich taufen!“ Ich fand die Idee sehr schön und erklärte ihr, dass wir erst noch mit ihrer Mutter sprechen müssten. Dann schickte ich sie weg.

Doch Ciara konnte es nicht schnell genug gehen. In jeder Relistunde stand sie an meinem Pult und fragte: „Wann machen wir das mit der Taufe“ und klingelte noch einige Male am Pfarrhaus.

Und dann war es so weit: An einem sonnigen Juli-Tag stand ich mit Ciara und ihrer Familie im See. Ciara stand kerzengerade vor mir. Sie blickte mir direkt in die Augen.

Ich nahm dreimal Wasser aus dem See und taufte sie im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ich zeichnete ihr mit dem Taufwasser ein Kreuz auf die Stirn. Ciara antwortete mir mit ihrem Taufspruch aus Psalm 139, den sie selbst ausgewählt hatte: „Ich danke Dir Gott, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind Deine Werke. Das erkennt meine Seele.“

Nie habe ich einen Menschen würdevoller dastehen sehen als Ciara an diesem Morgen im See. Himmelselig stand sie da. Es war, als hätte sich dieser Satz wie Goldglanz auf sie gelegt. Als stünde es jetzt mit Glitzer auf ihrer Stirn. „Ich bin wunderbar – wunderbar gemacht“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39371
weiterlesen...