SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

18FEB2024
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Manchmal genügt ein einziges Wort. Manchmal sogar ein einziges kleines Wörtchen, um einem Satz die entscheidende Wendung zu geben. Josua Stegmann, der Dichter unseres heutigen Liedes zum Sonntag hat so ein Wörtchen gefunden. Die Tiefen des Lebens haben es ihm wohl zugespielt. Und er stellt es direkt an den Anfang. Es verleiht seinem Lied eine ganz eigene Intensität. Und schon wird aus einer schlichten Bitte ein flehentlicher Seufzer:

Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ,
dass uns hinfort nicht schade des Bösen Feindes List.

Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr;
Dein Gnad und dein Vermögen in uns reichlich vermehr.

Das kleine Ach macht dieses Lied für mich so besonders. Sechs Mal eröffnet es jede Strophe und öffnet zugleich Gott das Herz. Ach, wer wollte sich von solchem Bitten nicht erweichen lassen? Nach diesem eindringlichen Auftaktseufzer werden die unverzichtbaren Gaben aufgezählt, die Gott bitte weiterhin reichlich gewähren möge: Seine Gnade, sein Wort, seinen Glanz, seinen Segen, seinen Schutz und seine Treue. Fast wie eine Einladung, noch weitere Strophen dazuzudichten. Es gibt ja so viele begehrenswerte Dinge, die in zwei Silben passen: Ach, bleib mit deiner Liebe, mit deiner Hilfe, mit deiner Sorge bei uns …

Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr;
Dein Gnad und dein Vermögen in uns reichlich vermehr.

Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott;
Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not.

Schön ist auch der Reichtum der Namen, mit denen Gott in diesem Lied angerufen wird: „Herr und Gott, du starker Held, Herr Jesu Christ, du wertes Licht.“ So schöpft jede Strophe auf neue Art und Weise aus der Vielfalt der biblischen Gottesbilder und appelliert dadurch an die unerschöpfliche Fülle, aus der Gott gibt. Johann Scheffler, ein Zeitgenosse unseres Liederdichters, sagt es so: „Gott, weil er groß ist, gibt am liebsten große Gaben.“ Und fügt, ebenfalls mit einem Seufzer, hinzu: „Ach, dass wir Armen nur so kleine Herzen haben.“ Beten und bitten aber können wir, und wenn uns große Worte fehlen, so hilft uns der Heilige Geist selbst „mit unaussprechlichem Seufzen“

Ach bleib mit deinem Schutze bei uns, du starker Held,
dass uns der Feind nicht trutze noch fäll die böse Welt.

Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott;
Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not.

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Musikangaben:

Text: Josua Stegmann (1627)
Melodie: Melchior Vulpius (1609)
Strophen 1,4+6: M0481203(AMS) Komm, Herr, segne uns. Alte und neue Chorsätze zum Evangelischen Gesangbuch, Christiane Heinke, Maria Philipps, Kantorei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Berlin; Helmut Hoeft
Strophe 5: M0042225(AMS) Lobsingt, ihr Völker alle
Torsten Laux, Windsbacher Knabenchor, Karl-Friedrich Beringer

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