SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

23FEB2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Schon im Kindergarten habe ich gelernt: „Nach dem Klo und vor dem Essen Händewaschen nicht vergessen!“ Und bis heute ist diesen Satz immer wieder einmal zu hören. Es hat ja auch etwas für sich, mit sauberen Händen sich an den Tisch zu setzen.

Den Dreck kann ich abwaschen von meinen Händen. Aber eben nur den Dreck und nicht etwas meine Taten! Die Verantwortung dafür kann ich nicht einfach loswerden, indem ich meine Hände ins Wasser halte.

Aber genau das hat der berühmteste Händewascher der Bibel gemacht. Pontius Pilatus. Der hat nämlich seine Hände öffentlich gewaschen und laut dazu gesagt: Ich wasche meine Hände in Unschuld. Weil er nämlich nicht so stark war, wie sein Amt es verlangte. Weil er nicht bereit war, Verantwortung zu übernehmen oder ganz bewusst zu einer Entscheidung zu stehen.

Pontius Pilatus war römischer Stadthalter in Jerusalem. Und weil Israel von den Römern gesetzt war, war er für Recht und Ordnung zuständig. An diesem besonderen Tag bringen die Hohenpriester und Schriftgelehrten aber einen Mann namens Jesus zu ihm, damit er ihn zum Tode verurteilt.

Pilatus ist das einfach lästig. Was da genau vor sich geht, will er gar nicht wissen. Er will mit diesem Konflikt zwischen den Juden und Jesus nichts zu tun haben, er will sich raushalten, ein reines Gewissen haben. Deswegen wäscht er in aller Öffentlichkeit seine Hände demonstrativ mit Wasser und in Unschuld. Damit zeigt er: Ich habe mit dieser Tat nicht so tun. Ich habe ein reines Gewissen!

Das geht nicht. Ich kann mein Gewissen nicht mit Seife waschen. Ich kann meine Hände nach dem Klo und vor dem Essen und zu anderen Gelegenheiten reinigen. Aber mein Gewissen? Das kann ich nur reinhalten, wenn ich zu dem stehe, was ich tue und entscheide. Und manchmal muss ich vielleicht auch Entscheidungen treffen, die mir nicht gefallen, die aber dennoch richtig sind.

Ich kann meine Hände nicht in Unschuld waschen. Ich muss zu meinen Entscheidungen stehen. Und wenn ich einen Fehler gemacht habe, ein schlechtes Gewissen habe, dann muss ich reden, mich dazu bekennen. Leicht ist das nicht. Aber ich weiß, dass ein schlechtes Gewissen mich belastet. Also vertraue ich meine Sorgen Gott an. Bete, rede, hadere und gebe meine Nöte ab. Ich rede mit anderen Menschen, die mir wichtig sind. Und ich merke, dadurch bekomme ich die Kraft, zu meinen Entscheidungen zu stehen. Ich bin dann auch stark genug, um Verzeihung zu bitten. Ganz ohne Wasser und Seife. Und mein Gewissen wird wieder rein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39360
weiterlesen...