SWR4 Abendgedanken

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22FEB2024
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Immer wieder einmal, wenn mir im Alltag ein kleiner Fehler unterläuft oder ich irgendetwas vergessen habe, dann tröstet mich eine Freundin und sagt: „Keine Sorge - Da kräht schon morgen kein Hahn mehr danach.“ Meistens hat sie recht. Zum Glück. Meistens war die kleine Panne einfach nicht weiter wichtig.

Dass diese Redensart – Da kräht kein Hahn nach – entstanden ist, das hat mit der Bibel zu tun und mit der Passionszeit, in der wir uns gerade befinden. Momentan erinnern sich die Christinnen und Christen an die letzten Tage im Leben von Jesus, bevor er am Kreuz gestorben ist.

In dieser Geschichte spielt der Hahn eine besondere Rolle: Da kräht der Hahn laut und überdeutlich. Weil Petrus, einer der engsten Vertrauten von Jesus, auch einen Fehler macht – und zwar einen großen!

Jesus – erzählt die Bibel – ist heimlich nachts von seinen Feinden verhaftet worden. Und in dieser Not hat Petrus seinen Herren im Stich gelassen und hat Jesus verleugnet. Er hat dreimal die Freundschaft zu Jesus abgestritten, gesagt: Ich kenne den nicht. Jesus? Wer ist eigentlich Jesus? Und ich? Ich soll dazu gehören? Niemals.

Und nach diesen Worten kräht der Hahn. Der Hahnenschrei erklingt laut und rüttelt Petrus wach. Und Petrus erinnert sich, dass Jesus ihn gewarnt hatte und gesagt hatte: »Amen, das sage ich dir: Heute, in dieser Nacht, noch bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal abstreiten, mich zu kennen.«

Von wegen: Da kräht kein Hahn nach! Das Gegenteil ist der Fall. Der Hahn erinnert Petrus an seinen Verrat. An sein mangelndes Selbstbewusstsein, an fehlendes Vertrauen in den Glauben und an die Freundschaft.

Schwächen und Fehler, nach denen der Hahn kräht: laut und überdeutlich. Und Petrus durch Mark und Bein geht. Nie wird er diese Nacht vergessen. Er wird aber auch nie wieder diesen Fehler begehen. Ein Fehler, der so groß ist, dass der Hahn danach kräht.  Hat er in jenem Augenblick nicht zu Jesus gestanden, so wird er mit dem Hahnenschrei zu einem, der sich bekennt.

Daran erinnert mich der Hahn: Ich kann mich ändern. Ich kann zu dem stehen, die ich bin, was ich bin. Ich muss meinen Glauben nicht verleugnen, sondern ich kann mich frei bekennen.

Und wenn morgens der Hahn bei uns in der Nachbarschaft kräht, macht er mich nicht nur wach, sondern erinnert mich auch an Petrus. An einen, der einen großen Fehler gemacht hat, aber daraus gelernt hat. Änderung ist möglich. Von wegen: Da kräht kein Hahn nach. Petrus und seine Umkehr kann ich nicht vergessen. Zeigt sie mir doch: Steh zu dir und deinem Glauben. Das höre ich, wenn der Hahn kräht.

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