SWR4 Abendgedanken

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14FEB2024
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Heute Morgen war ich im Aschermittwochsgottesdienst und wie an diesem Tag üblich, habe ich Asche auf Kopf gestreut bekommen. Und dazu diesen einen Satz gehört, den empfinde ich jedes Jahr als unangenehm. Dieser Satz heißt:

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehren wirst.“

Das fühlt sich gar nicht gut an, wenn ich so an die eigene Endlichkeit erinnert werde.

Ein ganz ähnliches Gefühl hatte ich neulich zuhause bei meinen Eltern. Da hatte ich einen richtigen Aschermittwochsmoment. Meine Eltern werden nicht jünger und wir sind gerade dabei alles Mögliche zu regeln. Was mein Bruder und ich später mal erben werden und wie das mit den Vollmachten geregelt werden soll. Deswegen sitze ich mit meiner Mama zusammen und fülle ihre Patientenverfügung mit ihr aus. Ich versuche ihr zu erklären, welche Situationen gemeint sind, in der ein Wiederbeleben nicht mehr gewünscht wird und welche Medikamente noch gegeben werden sollten, wenn sie vielleicht einmal im Sterben liegt.

Wenn ich mir diese Situationen vorstelle, hat das wirklich etwas von Aschermittwoch. Dass ich begreife: ich werde nicht ewig leben. Egal, ob ich es möchte oder nicht. „Bedenke Mensch…“ Und es geht dabei ja nicht nur um mich, sondern auch um die Menschen, die ich liebe.

Klingt alles eher deprimierend. Zum Glück gibt es heute am Aschermittwoch auch noch eine andere Aufforderung. Nämlich: „Kehr um, und glaub an das Evangelium“.

Für mich heißt das: Wechsel die Perspektive! Schau nicht nur auf die Asche! Nicht nur das Schwere und Verbrannte im Leben. Alt und krank werden, den Tod. Eben die Asche. Sondern, glaub an das, was Jesus aus Nazareth den Menschen vor 2000 Jahren vorgelebt hat. Dass Gott es gut mit den Menschen meint, und sie begleitet über den Tod hinaus, also über die Asche hinaus. Kehr um und mach dir klar, dass das Leben viel mehr ist, als das, was du davon siehst.

Denn es bleibt ja nicht beim Aschermittwoch, sondern der ist nur der Anfang der Fastenzeit, die auf Ostern zugeht.

Klar wäre es mir lieber, es gäbe gar keinen Aschermittwoch und ich müsste keine Patientenverfügung mit meiner Mama ausfüllen. Aber beides führt mich weiter, auch, wenn es unangenehm ist.

Mein Glaube hilft mir mit der Asche, dem Alter und dem Sterben umzugehen. Und darüber hinaus noch viel weiter und mehr zu sehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39343
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