Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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20FEB2024
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Plötzlich scheint alles anders zu sein. Ich sehe Dinge anders als noch Minuten zuvor. So eine Verwandlung habe ich an mir selbst erlebt.

Vor einigen Jahren ist in Furtwangen über Nacht wahnsinnig viel Schnee gefallen. Eine fast ein Meter hohe Schneedecke hat sich auf den Wegen breit gemacht. Es ist Sonntag. Mein Sohn und ich machen uns also an die Arbeit und schippen massenweise Schnee weg. Der Weg zur Kirche muss frei gemacht werden für den Gottesdienst. Über eine Stunde sind wir damit beschäftigt und hinterher ordentlich k.o.

Wenn viel Schnee fällt, macht sich das meistens auch in der Zahl der Gottesdienstbesucher bemerkbar: Viele Gemeindemitglieder müssen erstmal selbst ihre Wege räumen oder kommen nicht weg, bevor der Schneepflug durchgefahren ist. So kommt an diesem Sonntag nur eine einzige Frau zum Gottesdienst. Ich ertappe mich da bei dem Gedanken, ob sie nicht auch hätte zu Hause bleiben können. Der Gottesdienst würde einfach ausfallen, schließlich bin ich ja müde und erschöpft von der Schipperei.

Da erinnere ich mich an eine Geschichte. Sie geht so: Ein Pfarrer will den Gottesdienst beginnen. Als er in die Kirche kommt, sieht er nur einen einzigen Mann, einen Landwirt, in der Bank sitzen. Darauf fragt der Pfarrer, ob sie den Gottesdienst nicht ausfallen lassen sollen. Der Bauer antwortet: Ich habe zu Hause eine Kuh im Stall stehen und ich müsste doch verrückt sein, wenn ich ihr kein Futter gebe, bloß weil sie die einzige ist.

Die Geschichte verwandelt mich, und für mich ist klar, dass der Gottesdienst stattfindet, mit dem Organisten, der Frau und mir. Freudig ziehe ich in die Kirche und wir feiern, singen und beten gemeinsam. Kurz und intensiv. Nach einer halben Stunde ist der Gottesdienst vorbei und die Frau geht beschwingt nach Hause. Ich bin auch glücklich, es hat Freude gemacht.

Nun will ich Ihnen aber auch das Ende der Geschichte nicht vorenthalten.

Der Pfarrer hat scheinbar verstanden und beginnt mit dem großen feierlichen Hochamt. Am Ende fragt er den Bauern, ob es denn so recht war. Und der Bauer antwortet: Ich habe zu Hause eine Kuh im Stall und ich müsste ja verrückt sein, wenn ich ihr Futter für zehn vorlege.

Wenn Sie jetzt schmunzeln, dann haben Sie der Freude und dem Lachen in sich Raum gegeben. Und mit diesem Lachen kann dieser neue Tag auch für Sie beschwingt werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39336
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