SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken

11FEB2024
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Vom Kamel im Nadelöhr …

Narri Narro, Helau – oder wie man bei Ihnen an Fastnacht sagt. Heute geht es an vielen Orten wieder lustig zu: die Narren ziehen durch die Straßen.
Ich bin nicht so der Umzugstyp. Ich scherze lieber und das das ganze Jahr über. Ich mag Witze; vor allem die flachen. Sie wissen schon: so Sprüche oder Scherzfragen ohne tieferen Sinn. Sie spielen mit Worten und leben davon, dass Begriffe doppeldeutig sind.
Ich mach‘ mal ein Beispiel: „Was lebt im Dschungel und schummelt immer? Mogli.“

Ich finde das witzig. Solche Scherze gibt es zu allen möglichen Themen. Auch über Jesus. Den zum Beispiel: „Egal wie jung deine Freunde sind – Jesu Freunde waren Jünger.“

Manchmal frage ich mich, ob Jesus das gemocht hätte. Hatte er Humor? Auf den ersten Blick passt das nicht zusammen: der Sohn Gottes kann doch nicht scherzen?!

Es gibt tatsächlich Untersuchungen darüber. Forscher haben versucht, in dem, was von Jesus überliefert ist, Spuren von Humor zu finden. Allerdings gibt`s da zwei Probleme: Komik lebt oft aus der Situation heraus. Und die war vor 2000 Jahren eine andere als heute. Selbst wenn Jesus gescherzt hat, müsste man seine Witze erst mal erkennen und sie dann auch noch in die heutige Lebenswelt übersetzen: damit verlieren sie aber jeglichen Charme. Zum anderen haben die Texte eine gewisse Absicht: sie wollen Jesus nicht als Komiker darstellen, sondern als Sohn Gottes, als Messias und einen, der ernst genommen werden soll.

Viele Forscher meinen trotzdem: Jesus hatte Humor. Sie machen das unter anderem an Gleichnissen fest. Jesus predigt zum Beispiel einmal über ein Kamel. Er sagt: „Ein Kamel kommt leichter durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel.“ (Mk 10,25) Wenn ich mir das so vorstelle, muss ich schmunzeln: ich sehe, wie sich das Kamel durch das Öhr drückt. Es schafft das auch und kniet dann fix und fertig hinter der Nadel. Sprechen kann es nicht mehr, denn die Lippen sind spitz und sein Gesicht ganz langezogen – vom Durchquetschen.

Jesus würzt seine Reden immer wieder mal mit so einer Prise Humor. Dadurch sind sie lebendig und die Menschen haben vermutlich besser zugehört. Solche Stilmittel nutzen wir ja auch, wenn jemand „einen Clown gefrühstückt“ hat zum Beispiel, wenn „mein Schwein pfeift“ oder mir einer „mit dem Zaunpfahl winkt“. Wenn man sich das so vorstellt, ist das ganz ulkig. Solche Bilder bringen Dinge auf den Punkt, sind witzig und prägen sich dadurch ein.

Aber ist das wirklich alles, was ich über Jesus herausfinden kann und darüber, ob er Spaß verstanden hat? Er mag Dinge karikiert und seine Reden mit Humor gewürzt haben. Aber da gibt es doch sicher noch andere Spuren …

 

Lachen macht das Leben leichter

Es gibt über alles Witze; auch über biblische Themen. Den zum Beispiel: „Hey, Mose, Post von deiner Bank in Kairo. – Ah, ein Auszug aus Ägypten.“ Ich kann über solche Scherze lachen. Sie sind aber nicht jedermanns Sache. Ich habe mich in meinen Gedanken zum Faschingssonntag gefragt, ob Jesus das wohl witzig gefunden hätte. Die Bibel sagt leider nicht viel dazu.

Ich will die Sache mal umdrehen: Kann ich mir vorstellen, dass Jesus ein ernster Typ war? Einer, der nicht gelacht und kaum Witze gemacht hat?

Es fällt mir schwer, das zu glauben. Das passt für mich nicht zu dem Bild, das ich von ihm und von Gott habe. Früher ist den Gläubigen oft eingeschärft worden, dass Gott streng ist, alles sieht und womöglich bestraft. Er wacht im Himmel und bekommt sogar mit, wenn einer den Teller nicht leer gegessen hat. Dafür schickt er dann zum Beispiel schlechtes Wetter.

Dieser Aufseher-Gott ist mir fremd. Gott ist für mich eher Wegbegleiter, ein guter Freund an meiner Seite. Er hat väterliche und auch mütterliche Züge. Wenn meine Pläne durchkreuzt werden, ist er für mich da. Gott ist in meinen Vorstellungen schon auch ernst; aber ich kann mir keine Wegbegleiterin, keine Eltern oder Freunde vorstellen, mit denen ich nicht lachen kann, die nicht mal einen Witz reißen oder einen Spruch klopfen. Ich fühle mich doch nur dann wohl und geborgen, wenn die Atmosphäre stimmt.

So erkläre ich mir auch, warum Jesus Menschen begeistert hat. Die Bibel erzählt davon, dass die Leute Jesus gefolgt sind. Er war bei ihnen zu Gast, hat mit ihnen gesprochen und an ihrem Leben teilgenommen. Hätte er das tun können, wenn er todernst, humorfrei oder griesgrämig gewesen wäre? Ich glaube nicht.

Jesus ist es auch immer wieder gelungen, Menschen aus dunklen Situationen ihres Lebens zu holen: Er hat allen Mut gemacht, die krank, traurig oder einsam waren. Vielleicht hat er mit ihnen gelacht, gescherzt und ihnen so ein wenig von der Schwere genommen, die sie bedrückt hat. „Evangelium“ heißt übersetzt: „Frohe Botschaft“. Jesus muss es gelungen sein, Leute froh zu machen und ihnen zu vermitteln: Gott ist für sie da – egal wie es ihnen geht oder wie dunkel es um sie herum ist.

Am Ende kann ich nicht sicher sagen, ob Jesus ein lustiger Typ war. Aber ich bin mir sicher, er war ein fröhlicher Mensch – mit einem gesunden Sinn für Humor. Und den wünsche ich auch Ihnen – heute zu Fastnacht, aber auch für den Rest des Jahres; denn Humor nimmt so manche Schwere und macht vieles leichter.

Und für alle, die wie ich alberne Sprüche mögen, habe noch einen Tipp für den Faschingsumzug heute: Sollte Ihnen kalt werden, stellen Sie sich in eine Ecke: dort sind 90 Grad.

Helau – und einen lustigen Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39323
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