Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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12FEB2024
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„Engelsgleich“ – das sage ich manchmal ironisch zu meinen Kindern, wenn Sie mal wieder wie eine Elefantenherde die Treppen runtertrampeln.

Aber woher weiß ich eigentlich, wie das wohl Engel machen würden? Ich habe kein klares Bild von Engeln in meinem Kopf, aber irgendwie bin ich mir sicher, dass Engel nicht stampfen und trampeln würden. Dabei habe ich noch keinen Engel in meinem Leben gesehen. Zumindest keinen, wie wir sie uns oft vorstellen. Mit weißem Gewand und Flügeln und so. Ich weiß nicht, ob Engel groß oder klein, dick oder dünn, ob sie Flügel und einen Heiligenschein haben oder ob sie schweben oder trampeln.

Was ich aber schon oft erlebt habe, ist, dass mir andere Menschen zu Engeln geworden sind. Sie waren da in Situationen, in denen ich sie nicht erwartet hätte, sie aber brauchte.

Als einer meiner Söhne schwer krank war und ich mit ihm im Krankenhaus war – da kamen zwei Engel zu mir. So habe ich es erlebt. Es waren zwei Menschen aus der Kirchengemeinde, die mich im Krankenhaus besucht haben. Dadurch wurden Sie in diesem Augenblick irgendwie zu Engeln für mich.

Unerwartet, einfach da, für eine kurze Zeit Begleitung und dann wieder in den Hintergrund getreten. Vielleicht kennen Sie das auch – Menschen, die einem in wichtigen – manchmal sehr kurzen Augenblicken – zu Engeln werden. Mal weisen sie einem nur den Weg, mal helfen sie einem in einer sehr schwierigen Situation.

Und auch wenn meine Kinder nicht engelsgleich die Treppen hinunterschweben, so sind sie für mich doch immer wieder meine Engel.

Ich hoffe einerseits, dass auch sie immer wieder Menschen begegnen, die ihnen zu Engel werden. Ich hoffe andererseits aber auch, dass sie immer mal wieder für andere Menschen Engelsfunktionen haben können.

Und so sollen sie ruhig elefantengleich die Treppen herunter trampeln, wenn sie dann engelsgleich den Menschen begegnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39321
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