SWR3 Worte
Die Niederländerin Corrie ten Boom hat sich in der Nazizeit für Juden eingesetzt und kam selbst ins KZ. Ihre Schwester wurde dort getötet. Um die Erinnerung wach zu halten, hat sie bis ins hohe Alter davon erzählt. Nach einem Vortrag in München kam einer der grausamsten Wächter des KZ auf sie zu:
“Sie erwähnten Ravensbrück in Ihrem Vortrag“, sprach er sie an“. „Ich war Wärter dort. Aber das ist vorbei. Ich bin inzwischen Christ geworden. […] Können Sie mir vergeben?“. „Da stand ich nun […] und konnte es nicht. Konnte er den langsamen und schrecklichen Tod meiner Schwester in Ravensbrück einfach mit diesem Wort ausradieren? Aber ich spürte, ich musste ihm vergeben. […] Ich konnte es nicht. Hölzern, mechanisch legte ich dann meine Hand in die ausgestreckte Hand des Mannes. Als ich es tat, geschah plötzlich etwas Unglaubliches! Eine heilende Wärme schien mein ganzes Sein zu durchfluten. Tränen kamen mir in die Augen. „Ich vergebe dir, Bruder, von ganzem Herzen!“ Ich hatte Gottes Liebe noch nie so intensiv erlebt wie in diesem Augenblick.“
Willi Hoffsümmer (Hg.): 77 Herzfenster. Geschichten, die gut tun.
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