SWR3 Gedanken

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13FEB2024
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Diese Szene in der Kita ist einfach zum Wegschmeißen! Mein Sohn hat kaum seine Sachen abgelegt, da flitzt er schon zu den anderen Kids und brüllt: „Stehen bleiben, Polizei, Sie sind verhaftet.“

Klar, heute sind in den Kindergärten oder in den Schulen fast alle verkleidet. Mein Sohn geht als Polizist: mit Polizei-Cappie, ein paar Handschellen am Gürtel und natürlich darf die Polizeikelle nicht fehlen.

Als ich ihn später abhole, erzählt er ganz begeistert. Unter seinen Freunden war fast alles dabei: Cowboy, Prinzessin und sogar Spiderman. Aber als eine der Erzieherinnen plötzlich im Gorillakostüm dastand, war ihm doch etwas mulmig. Das Schöne an Fasching ist, dass sich alle aussuchen können, wer sie sein wollen.

Bis Aschermittwoch dürfen alle ein bisschen Theater spielen und raus aus ihrer alten Haut. Mir war lange nicht klar, dass das närrische Verkleiden ursprünglich ein christlicher Brauch ist. Bevor man in der Fastenzeit wieder mehr sein Leben durchdenkt, auf Dinge verzichtet, um Gott bis Ostern wieder näher zu kommen, war die Idee: noch einmal richtig feiern, ausgelassen und lustig sein.

Offensichtlich tut es vielen gut mal in eine andere Rolle zu schlüpfen. So gewinnt man Abstand von sich selbst und kann manches mit mehr Humor sehen.

Und wenn mein Sohn heute verkleidet in die Kita geht, lernt er schon früh: In jedem Menschen steckt immer mehr, als man sich vorstellen kann. Heute können wirklich alle es sehen: jeder kann andere überraschen und jede kann wieder neue Seiten in sich entdecken. Genauso hat Gott uns gemacht. Und ich bin sicher, genauso will er alle: einzigartig und bunt.

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