Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08FEB2024
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Das war in den letzten Jahren kaum noch ein Thema, aber nun zittern wieder Tausende um ihren Arbeitsplatz. In großen Kaufhäusern gehen die Lichter aus, es fließen Tränen bei Verkäuferinnen. Sie haben jahrelang zusammengearbeitet und wiederholt auf Lohn und Freizeit verzichtet, um so den Laden am Laufen zu halten. Aber was kümmert das die Investoren!

Im Automobilbau schlägt die längst prophezeite „Transformation“ voll durch: E-Autos fahren nun mal ohne Anlasser, Vergaser und Getriebe. Wo ganze Komponenten entfallen, verschwinden auch Arbeitsplätze. Damit nicht genug: Die verdammten Kriege mit ihren Auswirkungen haben Deutschland fast über Nacht in eine wirtschaftliche Rezession hineingetrieben. Was dann in Zukunft noch die KI – die „Künstliche Intelligenz“ – am Arbeitsmarkt anrichten wird, ist noch gar nicht raus.

An Erwerbsarbeit hängen aber nicht nur Arbeitseinkommen, sondern auch Rente und soziale Sicherheit. Mehr noch: Arbeit vermittelt Anerkennung und gesellschaftliches Ansehen. Man ist wer, wenn man was schafft. Wenn nun Menschen ihre Arbeit verlieren, kommt es darauf an, sie in dieser Not aufzufangen, ihnen Mut zu machen, denn Leben ist mehr als Arbeit.

Wirtschaft und Gesellschaft aber werden sich darauf einstellen müssen, Erwerbsarbeit neu und anders zu verteilen: Warum nicht eine „Vier-Tage-Woche“ dort, wo sie praktikabel und profitabel erscheint? Gefragt sind neue Modelle intelligenter Arbeitszeitverkürzung am Tag, in Wochen und Monaten oder Jahren, natürlich mit ausreichendem Einkommen. Als Sofortmaßnahme aber sei empfohlen: Schluss mit immer noch mehr Arbeitsverdichtung, die den einen die Arbeitsplätze nimmt und den andern die Arbeit zur Hölle macht. 

Die schwerste Herausforderung aber wird sein, junge und ältere Arbeitslose für jene Berufe zu qualifizieren, in denen es alle Hände voll zu tun gibt: Arbeit in der Pflege, in Handwerk oder Dienstleistung wie zum Beispiel der Gastronomie.

„Arbeitslosigkeit ist kein unabwendbares Schicksal“, schrieben die beiden großen Kirchen schon vor Jahrzehnten in einem mutigen Sozialwort. [1]) Es sei Sache der Politik, dass alle Arbeitsfähigen auch Arbeit finden.

[1]     „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ – Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz“ – 1997, Kap 167

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39294
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