SWR3 Gedanken

07FEB2024
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Das Leben ist anstrengend. Ich weiß gar nicht: war das Leben schon immer anstrengend oder ist es erst in den letzten Jahren anstrengend geworden? Arbeiten, Haushalt, ein bisschen Zeit für Freunde – zu mehr kommt man fast gar nicht, zu mehr ist keine Zeit, anstrengend.

Dabei wird in jeder psychologischen Untersuchung, jeder soziologischen Umfrage, jedem sozialen Statement betont, wie gut es uns Menschen tut, wenn wir uns engagieren. Aber woher die Zeit nehmen und beim THW, beim Rotkreuz oder sonstwo zu helfen, im Sportverein die Kindergruppe zu trainieren oder im Kirchenchor zu singen? Keine Zeit, zu anstrengend.

Es ist einfacher, die Ohren und Augen zu verschließen vor den anderen und letztendlich ja auch vor sich selbst – denn sich sozial engagieren, hilft anderen und tut eben auch einem selbst gut. So einfach.

Es ist auch anstrengend, eine Meinung zu haben, geschweige denn, gar eine politische Meinung! Da ist es einfacher, den Mund zu halten, stumm, nichts sagen. Und denen die Debatte und das Stimmungsbild zu überlassen, die laut schreien, die herrlich vereinfachen, wo die Realität erschreckend kompliziert und vielschichtig ist.

In der Bibel steht, wer Jesus war: „Wie gut ist alles, was er getan hat. Er macht, dass die Tauben hören und dass die Stummen reden können.“ (Mk 7,37)

Manchmal wünschte ich, es wäre so einfach: Gott schickt einen Propheten oder den Heiligen Geist oder halt nochmal Jesus. Und Gott hilft, dass wir wieder auf uns und unsere Mitmenschen hören und uns engagieren und helfen, wo ‚Not am Mann‘ ist. Und Gott hilft, dass wir wieder reden: eine Meinung haben und sie vertreten. Zum Wohle aller! - Es wäre so einfach! Oder ist es sogar einfach?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39269
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