SWR2 Wort zum Tag

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10FEB2024
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Ich erinnere mich noch genau: Einmal bin ich als Erstklässler zu spät zur Schule gekommen. Die riesengroße Eichenholztüre war zu. Und ich habe mich nicht getraut, hineinzugehen. Stattdessen bin ich wieder heim gegangen. Mein Vater saß zum Glück in seinem Büro und weinend habe ich ihm alles erzählt. Und dann hat er mich an der Hand genommen und wir sind zurück zur Schule gegangen. Er hat die große schwere Türe geöffnet und ist mit mir zum Klassenzimmer gegangen. Dort hat er der Lehrerin alles erklärt. Das macht doch gar nichts, hat sie geantwortet. Und dann habe mich an meinen Platz gesetzt und alles war wieder gut.

Manchmal sind es solch kleine Erfahrungen, die einem Vertrauen ins Leben geben. Erfahrungen, die so unglaublich wichtig sind. Nicht nur für ein Kinderleben. Ohne Vertrauen geht nichts. Ohne Vertrauen gibt es keine gelingende Partnerschaft, keine Freundschaft, keine tragenden Lebensbeziehungen. Ohne Vertrauen blieben viele Türen verschlossen. Ohne Vertrauen würden wir immer nur auf das Gestern und nie auf das Morgen sehen.

Aber manchmal droht das Vertrauen verloren zu gehen. Wenn eine Lebensbeziehung abgebrochen, Vertrauen missbraucht wird, Versprechungen nicht gehalten werden. Auch im Blick auf die aktuellen Diskussionen in Politik und Gesellschaft scheint es, als ob viele angesichts der Krisen und Herausforderungen Vertrauen verloren haben. In die Demokratie. In den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. In den Staat. In die Kirche. In Gott.

Ich wünschte mir, Gott würde nicht all das Leid, die Not und Ungerechtigkeit in dieser Welt zulassen. Aber ich sehe auch viele Menschen, die helfen, trösten, aufstehen und Dinge verändern.

Ich glaube, Gott handelt in dieser Welt durch solche Menschen. Menschen, die Gutes tun. Die anderen von ihrem Glauben erzählen. Und diesen leben. In Wort und Tat.

Zu diesen zähle ich auch einen katholischen Kollegen hier in Speyer. Ich kann mich an keine Begegnung, an kein Gespräch mit ihm erinnern, bei dem das Vertrauen in Gott nicht zur Sprache gekommen wäre. Und zwar nicht von Amts wegen. Sondern aus persönlicher, gelebter Glaubensüberzeugung. Im festen Vertrauen darauf, dass da ein Gott ist, der einen an der Hand nimmt und begleitet. Der für jeden Menschen eine Türe öffnen kann. Und etwas wird gut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39243
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