Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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03FEB2024
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Zum Niederknien schön! Sagt eine Frau, die ich im Foyer der Oper treffe. Beseelt kommt sie ins Foyer. Sie kniet natürlich nicht wirklich – und wird es wohl auch nicht auf dem Weg zur Garderobe. Aber manche Dinge können so schön, so besonders sein - zum Niederknien.

Manchmal, da knie auch ich nieder, mindestens innerlich: Wenn etwas sehr besonders ist. Besonders gut. Etwas, das größer ist als ich fassen, erklären, selbst machen kann. Das einfach passiert und wunderbar ist.
Da werden meine Knie weich. Sagt man doch so. Und meint damit ja nichts Anatomisches, sondern eher den Zustand, dass man nicht mehr so ganz fest auf seinen beiden Beinen steht. Weil etwas sehr rührt.

Knie können auch zittern. Manchmal gelingt es uns noch, das vor anderen zu verbergen. Wenn wir stark sein wollen für andere. Es gibt Dinge, die uns Angst einflößen. Und unser Körper merkt es.

Zu allen Zeiten gab es Machthaber, die andere in die Knie gezwungen haben. Und zum Glück gab es ebenso zu allen Zeiten Menschen, die vor anderen in die Knie gingen – um um Verzeihung zu bitten.

Es ist eine besondere Sache mit dem Knien. Es ist erst ein paar Wochen her, da sind uns die Hirtinnen und Hirten, die Weisen aus dem Morgenland begegnet. In so vielen Darstellungen haben sie an der Krippe gekniet. Und dann sind sie in die Welt gegangen, um zu erzählen, wofür sie keine Worte, aber weswegen sie weiche Knie hatten.

Aus dem Knien in die Welt. Nicht überheblich. Sondern weich. Keine schlechte Ausgangsposition für einen ganz normalen Samstagmorgen mit den kleinen und großen Herausforderungen und Schönheiten der Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39240
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