Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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02FEB2024
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Heute ist Mariae Lichtmess. Meine Oma, eine Bäuerin im Schwarzwald, hat mir als Kind die alte Bauernregel beigebracht: „Mariae Lichtmess, bei Tag Nacht ess.“ Das sollte bedeuten: Jetzt beginnt die Zeit, in der es noch hell ist, wenn man zu Abend isst. Die Tage werden länger. Das Licht setzt sich durch. Nicht sofort, aber nach und nach.

Aber was ist eigentlich eine Lichtmess? Und was hat das alles mit Maria zu tun? Das habe ich als Kind nicht verstanden. Erst später habe ich herausgefunden, dass an Maria Lichtmess früher Gottesdienst gefeiert worden ist. Dabei ist eine Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vorgelesen worden, die nicht sehr bekannt ist. Die spielt erst nach den vertrauten Geschichten von der Geburt im Stall. Als Jesus einige Wochen alt war, haben Maria und Josef ihn in den Tempel gebracht. So war es damals Brauch. Sie haben ihn Gott anvertraut und ein Opfer dargebracht. Dabei sind sie einem älteren Mann begegnet: Simeon.

Simeon hat den kleinen Jesus auf den Arm genommen. Er hat offenbar mehr gesehen als nur ein süßes Baby. Er hat angefangen zu beten und hat zu Gott gesagt: „Jetzt kann ich im Frieden sterben. Ich habe gesehen, dass dir die Welt nicht egal ist. Ich habe den gesehen, der Licht in die Welt bringen wird. Ich habe etwas von diesem Licht abbekommen, hab‘ Wärme in meiner Seele gespürt. Als hätte ich jetzt einen Lichtfunken in mir. Einen Hoffnungsfunken.“

Eine lichtvolle Geschichte also. Eine hoffnungsvolle Geschichte. So gesehen passt sie gut in die Zeit, in der die Tage wieder länger werden. Früher hat man an Mariae Lichtmess in den katholischen Gottesdiensten Kerzen geweiht. Die sollten einem dann daheim leuchten. Vielleicht gerade in Momenten, in denen es im eigenen Herzen nicht so recht Tag werden will. Ein Lichtfunke für daheim. Ein Hoffnungsfunke für das, was ich heute erlebe und was mich beschäftigt, wenn ich an morgen denke.

Das Licht war nicht nur für einen selbst gedacht. Es hat auch Lichterprozessionen gegeben. Da sind die Leute mit ihren Kerzen durch den Ort gegangen, damit viele es sehen können. Es ist gut, das Licht nicht für sich zu behalten. Die Welt kann Menschen gut gebrauchen, die hoffnungsvoll unterwegs sind. Nicht nur an Mariae Lichtmess.

Bibelstelle: Lukas 2, 22ff

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39236
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