Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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01FEB2024
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Die Stadt, in der ich wohne, bietet jeden Winter einen Mittagstisch an. Die Grundregel dabei lautet: Alle sind zum Essen eingeladen. Wirklich alle. In anderen Städten heißt das Vesperkirche. Eine Aktion, die von den christlichen Gemeinden im Winter über einige Wochen hinweg angeboten wird. Und alle sind willkommen. Hier kann sich der wohnungslose Gast mit anderen an den Tisch setzen. Auch ältere Menschen schauen vorbei, die es gut finden, nicht allein daheim am Küchentisch zu sitzen. Ein paar Kinder, deren Mutter froh ist, ein bisschen Geld einsparen zu können. Und Leute wie Sie und ich sind auch willkommen. Wer kann, legt etwas Geld in eine Spendenbüchse. Aber die steht bewusst ganz am Rand.

Ein Team von Ehrenamtlichen bereitet alles vor. Sie kochen und backen, decken den Tisch und stellen ein paar Blumen dazu, organisieren Beratungsangebote von Diakonie und Caritas. Einige Kleiderspenden liegen auch bereit. Warme Jacken und Schuhe sind wichtig, gerade für die, die auf der Straße leben. Und manchmal spielt jemand spontan am Klavier. Oder es wird ein kleines Konzert organisiert, für das man keinen Eintritt bezahlen muss.

Eine warme Mahlzeit tut gut. Aber manche Gäste sagen: fast noch wichtiger ist es, sich mit anderen zu treffen. Einander zu erzählen und zuzuhören. Etwas Schönes zu erleben. Und dass man höflich behandelt wird, gastfreundlich aufgenommen wird. Hier sind alles geladene Gäste. Alle herzlich willkommen.

„Wir gehören zusammen.“ Das ist den Ehrenamtlichen wichtig, die sich hier engagieren. Das wollen sie den Gästen vermitteln.

Es passt ganz gut, dass es oft die christlichen Gemeinden sind, die sich da engagieren. Weil der Glaube sich gerade darin zeigen soll, wie ich mit anderen umgehe. Dass ich nicht neben den anderen her lebe, sondern dass wir zusammengehören. Und dass ich deshalb auch mitbekomme, wo Menschen in Not sind und welche Unterstützung Menschen in meiner Stadt gebrauchen können.

Natürlich wünsche ich mir, dass solche Angebote irgendwann nicht mehr nötig sind. Aber jetzt sind sie nötig. Und ich bin froh, dass es sie gibt. Sie tun gut – für Leib und Seele.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39235
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