Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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25JAN2024
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„Hast Du Dir gute Vorsätze für das neue Jahr gefasst?“ So bin ich an Silvester gefragt worden. Nein, habe ich nicht, ganz bewusst nicht. Denn die Erfahrung lehrt, dass gute Vorsätze meist doch nicht zu den gewünschten Änderungen führen. Wer will, dass sich sein Verhalten ändert, der muss tiefer gehen, auf die Ebene seiner Einstellungen und Haltungen, aus denen das Verhalten herauswächst – dort müsste man ansetzen.

Ich möchte durchaus, dass sich im neuen Jahr das Eine und Andere bei mir ändert. Aber dafür habe ich bewusst einen ganz anderen Weg gewählt. Ich habe mir viel Zeit genommen, um meiner Sehnsucht nachzuspüren. Tief in jedem Menschen wohnt seine Sehnsucht. Sie geht tiefer als Wünsche oder Erwartungen. In ihr zeigen sich meine großen Lebenshoffnungen, was ich wirklich brauche, was mir guttut, was mich im Leben erfüllt. Das ist in mir lebendig, und die Kunst ist, es zu erspüren. Machen oder herbeizwingen kann man seine Sehnsucht nicht, aber sie kann sich zeigen. Dafür ist hilfreich, wenn ich mir Zeit nehme, zur Ruhe komme und loslassen kann. Dann kann die Sehnsucht aus meinem Herzen aufsteigen. Dabei war ich auch diesmal überrascht, was da in mir hochgekommen ist. Aber alles, was mir mein Inneres offenbart, ist ein hilfreiches Signal meiner Seele. Meine Sehnsucht macht mich auf das aufmerksam, was für mich lebenswichtig ist. Und sie setzt neue Kräfte frei für den Weg, der mich mehr zu mir selbst führt. Wer sich von seiner Sehnsucht leiten lässt, der ist auf der Spur des Lebens.

Deshalb ist mir wichtig, dass ich gerade zu Beginn des neuen Jahres mit meiner Sehnsucht gut in Kontakt bin. Wenn ich auf sie höre, wenn ich ihr öfter folge, dann wird sich mit Sicherheit manches in meinem Leben ändern. Und zwar gründlicher und nachhaltiger als durch gute Vorsätze.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39227
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