SWR3 Gedanken

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23JAN2024
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Es ist kalt und dunkel in diesen Wochen. Für manche Menschen ist es besonders kalt. Sie empfinden das Dunkel auch in ihren Seelen. Ich unterhalte mich mit einem Mann, der in die Kirche gekommen ist, um da zu essen.

Jeden Tag kommen etwa 600 Menschen in Not, um hier zu essen. Der Mann ist noch jung, aber schon lange psychisch krank und kann schon länger nicht mehr arbeiten. Seit Jahren kämpft er um die Anerkennung seiner Berufsunfähigkeit, damit er eine kleine Rente bekommt. Er meint: „Es ist eine schwierige Zeit. Wie die Leute über uns reden, das tut mir weh, wie wir dargestellt werden.

Das sind doch auch Christen in der Politik, die so reden. Sie tun so, als wären wir faul und hätten keine Lust zu arbeiten. Als würden wir den anderen etwas wegnehmen wollen. Ich wäre wirklich lieber gesund und würde richtig arbeiten können. So viel Missgunst!“

Die Debatte über die Erhöhung des Bürgergeldes trifft ihn. Er erzählt davon, wie sich die Stimmung verändert hat. Jetzt sollen wieder stärkere Sanktionen eingeführt werden gegen Leute die nicht arbeiten wollen. Statistiken belegen aber, dass höchstens ein Prozent der Menschen, die Bürgergeld erhalten, nicht arbeitet, obwohl sie es könnten. Den meisten geht es wie dem jungen Mann: Sie würden gerne arbeiten.

So geht es auch vielen Geflüchteten aus Syrien, der Ukraine und anderen Ländern. Die Zahl der Menschen, die gerne arbeiten würden, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht können, ist um ein Vielfaches höher, als die Zahl derer, die nicht wollen.

Trotzdem heizen manche Politiker die Stimmung gegen Bürgergeldempfänger an. Diese Hetze setzt sie sich in der ganzen Gesellschaft fort. Ich finde das verheerend:
Es ist so viel leichter auf die Menschen, die es schwer haben, herabzusehen als sich Gedanken zu machen, wie ihnen wirklich zu helfen ist und damit der ganzen Gesellschaft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39211
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