SWR2 Wort zum Tag

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23JAN2024
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Weinen und Lachen. Hassen und Lieben. Leben und Sterben. Große Worte. Große Gefühle. Das ganze Leben ließe sich wohl in solchen Begriffspaaren beschreiben. Sie stammen aus dem biblischen Buch des Predigers. Dieser Prediger blickt auf das Leben und beschreibt, was er wahrnimmt. Nüchtern und pragmatisch. Und zugleich ist es große Poesie. 

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit usw… (Prediger 3.1ff)

Das ist wohl etwas, das die allermeisten kennen: Im Leben geht es hoch und runter. Es entwickelt sich selten linear; es gibt unterschiedliche Gefühls- und Stimmungslagen, Ereignisse, die von außen auf uns einprasseln, ohne, dass wir sie groß beeinflussen könnten. Vieles kann man nicht ändern, die Frage ist daher, wie geht man mit diesen Gegensätzen um? Der Prediger hat auch dafür einen Vorschlag: „Da merkte ich, es gibt kein größeres Glück, als sich freuen und es sich gut gehen lassen“ (Prediger 3,12) 

Ich höre daraus: Aus alldem, was das Leben für mich bereithält, soll ich das Beste machen. Mein Leben so schön wie möglich gestalten. Ich finde das eigentlich eine gute Idee. Aber: Das Beste draus machen – das sagt sich natürlich relativ leicht, es umzusetzen, wenn man weint, hasst oder mit dem Tod konfrontiert ist, wird dann oft schwieriger.  

Dem Prediger hilft dabei offensichtlich, dass er sich in der Ewigkeit Gottes aufgehoben weiß: Alles hat Gott so gemacht, dass es schön ist. Nur kann der Mensch das alles nicht begreifen, was Gott von Anfang bis zum Ende tut (Prediger 3,11)

Der Prediger anerkennt: Es gibt Grenzen der menschlichen Erkenntnis. Sein eigener Einfluss, auf das, was ihm passiert, ist begrenzt. Was nicht heißt, dass dem Prediger alles gleichgültig wäre. Weinen, lachen, leben, sterben, lieben – das gehört alles dazu, das ist wichtig. Aber er begegnet dem mit einer ziemlichen Ruhe. Ich habe den Eindruck: Weil er sich bei Gott geborgen fühlt, in eine größere Transzendenz eingebettet weiß, kann er das Leben im Hier und Jetzt voll und ganz bejahen. Pragmatisch, nüchtern, fröhlich, das Beste draus machend – so gut es eben geht. Ich will mir daran ein Beispiel nehmen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39195
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