SWR1 3vor8

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21JAN2024
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Das Gefühl, dass Zeit begrenzt ist und immer knapper wird, kennen viele. Nicht nur aus dem Job. Da steht eine Prüfung, ein großes Fest oder ein Umzug bevor. So vieles muss vorher noch erledigt werden. Hab ich auch an alles gedacht, wirklich nichts vergessen? Wird am Ende alles auch so klappen, wie ich mir das ausgedacht habe? Und immer sitzt einem dabei diese Zeit im Nacken, die immer kürzer zu werden scheint. Mir macht sowas mächtig Stress.

Dass die Zeit begrenzt ist und abläuft, das war für die ersten Christinnen und Christen tatsächlich eine Art Grundgefühl. Nur als stressig scheinen sie das damals gar nicht empfunden zu haben. Ganz im Gegenteil. Weil sie damals noch gehofft haben, dass Jesus bald wiederkommen und Gottes neue Welt dann endlich voll und ganz da sein wird. Denn darauf hat auch Jesus selbst ganz fest gehofft. Es spiegelt sich in der Geschichte, die heute in den katholischen Gottesdiensten zu hören ist. Da wird erzählt, wie Jesus beginnt, als Wanderprediger durch Galiläa zu ziehen. Und der Kern seiner Botschaft heißt: „Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt!“ (Mk 1,15) Er war sich sicher: Gottes neue Welt steht kurz bevor. Und die Menschen können ihr entgegengehen, wenn Sie sich besinnen und ganz auf diesen Gott setzen.

Bis heute beten Christinnen und Christen in jedem Gottesdienst den Satz „bis du kommst in Herrlichkeit“. Das ist nicht nur eine Erinnerung an ganz Früher. Der Gedanke, dass die Zeit unserer Welt begrenzt ist, gehört zum Christentum. Oft wird das einfach wie selbstverständlich gesagt. Doch wenn ich in Ruhe darüber nachdenke, dann ist der Satz ja ungeheuerlich. Und zugegeben, wie das gehen soll mit einem Ende der Zeit, das weiß ich auch nicht. Was ich mir aber sehr wohl vorstellen kann, je älter ich werde umso mehr: Dass meine eigene Zeit zu Ende geht. Dass ich mich immer öfter mal frage, wie meine Lebensbilanz wohl am Ende aussehen wird. Sicher, das könnte mir völlig egal sein. Nach mir die Sintflut. Ist es aber nicht. Weil ich als Christ eben glaube, dass ich das nicht nur vor mir selbst, sondern auch mal vor Gott vertreten muss. Angst macht mir das nicht. Aber es macht mir klar, dass auch Zeit endlich und kostbar sein kann. Und dass es deshalb nicht gleichgültig ist, was ich daraus mache.

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