Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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17JAN2024
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Jeder braucht mal einen, der ihm den Hintern rettet. Das ist dann in den seltensten Fällen ein strahlender Held, sondern eher einer, der nicht im Mittelpunkt stehen muss. Der aber, wenn es darauf ankommt, für andere da ist. Es geht um einen verlässlichen Freund. So einen wie Georg Spalatin. Heute vor 540 Jahren geboren. Er stammt aus einfachen Verhältnissen im fränkischen Städtchen Spalt – deshalb nannte er sich Spalatin. Er geht nach Sachsen und wird Prinzenerzieher, Bibliothekar, Berater und Begleiter seines Fürsten. Maßvoll, kenntnisreich und zurückhaltend ist er. Und im Laufe der Zeit wird er ein Freund von Martin Luther. Dem er immer wieder im Hintergrund beisteht, wenn es brenzlig wird und sich Martin wieder einmal in die Bredouille bringt. Denn Martin Luther hält ja mit seiner Meinung grundsätzlich nicht hinter dem Berg.

Als Luther auf dem Wormser Reichstag auf seiner Meinung beharrt und sein berühmtes „Hier stehe ich“ sagt, droht ihm Verhaftung und sogar Hinrichtung. In dieser gefährlichen Situation sorgt sein alter Kumpel Georg dafür, dass Luther eine Zeitlang untertauchen kann. Georg war, wie man heute sagen würde, gut vernetzt, ein gewiefter Organisator und wichtiger Landesbeamter. Er fingiert Martin Luthers Entführung und versteckt ihn auf der Wartburg. Das rettet Luther den Kopf. Und nebenbei: Ohne diese von außen verordnete Auszeit hätte Luther niemals damit angefangen, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen.

Normalerweise duzen die beiden sich einfach. Aber beim Briefeschreiben wird deutlich, wie sehr Luther Spalatin schätzt und mag. Denn er nennt ihn „einen Mann, hoch zu verehren, den so sehr treuen Diener Christi, seinen allerteuersten Bruder“. Wie gut, wenn man so einen Freund hat; wie gut, wenn eine Freundschaft nicht darunter leidet, dass einer der beiden berühmt ist: Wenn es darauf ankommt, dann ist die helfende Hand nicht weit.

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