Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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16JAN2024
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Die Vergangenheit ist vergangen – und die Zukunft noch weit weg. Unmittelbare Bedeutung für mein Leben hat vor allem die Gegenwart. Ganz im Hier und Jetzt sein – das ist wahrscheinlich wichtiger als zu grübeln, was war und was vielleicht irgendwann einmal sein könnte.

In einer biblischen Geschichte wird das in besonderer Weise deutlich. Da ist ein Mann gestorben, schon vier Tage lang ist er tot. Als Jesus in die Stadt kommt, läuft ihm die Schwester des Toten entgegen. In ihrer Trauer macht sie Jesus Vorwürfe: „‚[W]enn du hier gewesen wärst, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.‘“ [Johannes 11,21; BasisBibel] Jesus hätte helfen können – ja. Aber „Hätte, hätte“ … Die Vergangenheit ist vergangen – und was damals nicht war, lässt sich nicht mehr nachholen. Jesus antwortet der Schwester und verweist sie auf ihren jüdischen Glauben: „‚Dein Bruder wird auferstehen!‘“ [Johannes 11,23; BasisBibel] Wie soll die Schwester das verstehen? Sie geht von einer fernen Zukunft aus und erwidert: „‚Ich weiß, dass er auferstehen wird – bei der Auferstehung der Toten am letzten Tag.‘“ [Johannes 11,24; BasisBibel] So hat sie es von klein auf gelernt. Aber das ist noch lange hin – und klingt hier eher wie ein schwacher Trost.

Die Vergangenheit ist vergangen – und die Zukunft noch weit weg. Aber Jesus holt das Geschehen in die Gegenwart – er ist ja jetzt da, bei der Schwester und auch ihrem verstorbenen Bruder. Deshalb sagt er in der Geschichte: „‚Ich bin die Auferstehung und das Leben! Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.‘“ [Johannes 11,25; BasisBibel] Was die Frau von klein auf gelernt hat und worauf sie hofft, das hat tatsächlich unmittelbar Bedeutung, im Hier und Jetzt. Und in der Geschichte kommt der verstorbene Mann dann durch Jesus und mit Gottes Hilfe wundersam ins Leben zurück.

Mich ermutigt das, nicht nur in der Vergangenheit zu graben. Das ist wichtig, um Zusammenhänge zu verstehen. Aber es reicht nicht, um zu leben. Und genauso will ich meinen Blick nicht nur in die Zukunft richten. Es ist gut, immer wieder zu träumen und auf Dinge zu hoffen. Aber mein Leben ist hier und jetzt. Und das, worauf ich hoffe und woran ich glaube, das entscheidet auch, wie es mir jetzt gerade persönlich geht.

Die Vergangenheit ist vergangen – und die Zukunft noch weit weg. Gott finden will ich in der Gegenwart. Überall dort, wo sich mein Leben gerade abspielt. Und dann brauche ich gar nicht so viel, um mich lebendig zu fühlen.

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