Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

13JAN2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich bin mitten in den Bergen, auf einem großen Parkplatz im Schnee. 200 junge Leute stehen stramm, sie tragen Militäruniform. Sie sind angetreten zum Gelöbnis. Drumherum mehrere hundert Besucher; Eltern, Freunde und eben auch ich, weil meine Tochter bei den Soldatinnen und Soldaten steht. Und dann höre ich, was die jungen Leute sagen: „Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“

Den letzten Zusatz muss man nicht sagen. Aber gefühlt haben ihn alle gesagt. Wie ernst jede und jeder das gemeint hat, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich weiß nur: Für mich ist es wichtig, dass diese Worte ausgesprochen werden, in aller Öffentlichkeit.

Wo von Gott gesprochen wird, hoffe ich darauf, dass der Mensch eben nicht die letzte Instanz ist. Da müssen Verantwortliche ihre Entscheidungen auch vor Gott verantworten. Da gibt es Raum, kritisch zu bleiben, und immer wieder darüber nachzudenken, worum es geht. Und, da ist jeder Mensch gleich vor Gott.

Nach dem Gelöbnis hat eine Bekannte zu mir gesagt: „Du hast dir doch sicher etwas Anderes für deine Tochter vorgestellt.“

Ich muss nachdenken. Zuallererst habe ich einen Riesenrespekt, dass die jungen Leute sich auf diesen Dienst einlassen. Denn was da geleistet wird, das geht an die Grenzen, körperlich und vom Kopf her. 4.30 Uhr aufstehen, in zehn Minuten fertig gerichtet zum Antreten. Putzen, frühstücken. Dann Kälte und Schnee, marschieren mit 30 Kilo auf dem Rücken, nachts draußen im Zelt schlafen, immer nur für ein paar Stunden, dann wieder raus aus dem Schlafsack und sich bei absoluter Dunkelheit im Wald orientieren. Das ist hartes Training, um im Ernstfall bereit zu sein. Ich hätte das nicht gekonnt.

Ich habe mir für meine Tochter keinen bestimmten Beruf vorgestellt. Nur eines war und ist mir immer wichtig gewesen, für alle jungen Leute: Dass sie da, wo sie gerade sind, auch für andere da sind und helfen. Und wenn es notwendig ist, sich gegen populistische Sprüche wehren. Sich also im Kleinen für Recht und Freiheit einsetzen. Das kann man in einem Büro genauso wie in der Kneipe, und auf Facebook ebenso wie in einer Kaserne. Und wo dann die Worte des Apostels Petrus gelten „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29), da ist in jedem Fall ein guter Ort.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39126
weiterlesen...