SWR4 Abendgedanken

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11JAN2024
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Habe ich heute schon für irgendetwas Danke gesagt? Auf die Frage hat mich mein neuer „Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt“ gebracht. Nach dem ist heute der internationale Dankeschön-Tag. Ein merkwürdiger Feiertag, aber er hat mich immerhin auf die Idee gebracht, mir Gedanken zu machen: Kommt das Danken bei mir zu kurz? Vermutlich ist das so. Denn „danke“ sagen, das kann man doch nie genug. Das Wort „danken“ und das Wort „denken“, diese beiden sind miteinander verwandt. Im Wortsinn bedeutet danken ursprünglich: jemanden in seinen Gedanken halten. Es ist wohl so etwas wie ein Anhalten. Eine kleine Pause im Tun. Anhalten und hinschauen: Danke, -  das, was du getan hast, hat mir gutgetan.

Es gibt Tage, an denen ist wenig Platz in meinen Gedanken für eine solche Pause. Aber danke sagen, weil es der Kalender vorgibt, damit tue ich mich schwer. Ist danken nicht etwas, was ganz und gar freiwillig sein muss und frei von jeder Verpflichtung, es zu tun?

Mir fällt ein, wie ich mich einmal darüber geärgert habe, dass sich jemand nicht bei mir bedankt hat, obwohl ich ziemlich viel Mühe mit ihm hatte. Vermutlich hat er gedacht, es wäre ganz selbstverständlich, was ich für ihn getan habe. Wer danke sagt, erkennt an, dass es nicht selbstverständlich ist, was ein anderer für ihn tut. Und dass er es trotzdem aus freien Stücken getan hat. Ich glaube, zur Dankbarkeit auf der einen Seite gehört die Freiheit auf der anderen Seite dazu.

In den Psalmen in der Bibel wird der Dank vor allem gegenüber Gott ausgesprochen: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich (Ps 118, 1a) heißt es mehrfach. Und lässt erkennen, wie das Danken weniger für Gott nützlich ist als vielmehr dem guttut, der dankt und sich dadurch darüber klar wird, was es durch Gott an Dankenswertem in seinem Leben gibt.

Und wenn ich darüber nachdenke, was heute dankenswert gewesen ist, dann merke ich, wie immer mehr in meinen Gedanken Raum bekommt von dem, was nur auf den ersten Blick klein und unbedeutend war und das mir in Wahrheit gutgetan hat und wo es gut ist, wenn ich mich dafür bedanke. Danke, lieber Dankeschön-Tag, dass du mich daran erinnerst, wie viel Dankenswertes es in meinem Leben gibt! Nicht nur am 11. Januar.

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