Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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02JAN2024
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Vor nicht ganz 200 Jahren hat der Pfarrer und Dichter Eduard Mörike ein wunderschönes Gedicht zum Jahresanfang geschrieben. Die zweite Strophe daraus liegt immer auf meinem Schreibtisch:

In ihm sei’s begonnen,

Der Monde und Sonnen

An blauen Gezelten

des Himmels bewegt.

Du, Vater, du rate!

Lenke du und wende!

Herr, dir in die Hände

Sei Anfang und Ende,

Sei alles gelegt.

 

Zeilen auf einer alten Postkarte auf meinem Schreibtisch. Allerdings – wenn ich ehrlich bin: Sie liegt zwar immer da, aber die meiste Zeit des Jahres liegt sie verschütt – unter irgendeinem Stapel Papieren.

 

Ein paar Rechnungen habe ich drauf gelegt gehabt. Unterlagen für meine tägliche Arbeit, Zeitungsartikel, ein Reisekatalog ist auch zwischen die Papiere geraten, ein paar Spendenaufrufe von Brot für die Welt und Unicef, Postkarten und auch die Todesanzeige einer Bekannten von mir, die letztes Jahr gestorben ist.

Und ganz unten drunter: das Gedicht von Mörike „Zum neuen Jahr“. Jetzt – rechtzeitig zum Beginn des neuen Jahres – ist es wieder zum Vorschein gekommen. Und ich denke mir: ein Glück! Und: schade, dass es im Laufe des letzten Jahres so untergegangen ist. Ich es aus den Augen verloren habe vor lauter Alltag-Bewältigen, Berufs-Geschäftigkeit, Probleme-Lösen und Vor-Sorgen-und-Krisen-Davongelaufe. Das alles hat mich völlig mit Beschlag belegt und mein Leben total festgelegt. Aber zum Glück habe ich sie ja jetzt wieder ausgegraben, meine alte Postkarte mit den Zeilen des schwäbischen Pfarrers und Dichters Eduard Mörike. Und der erinnert mich an den Horizont, vor dem sich mein Leben abspielt. Ein Horizont, der viel weiter reicht, als ich sehen kann und hinter dem eine Kraft verborgen liegt, der ich vertrauen kann.

 

Deshalb noch einmal die schönen Zeilen von Eduard Mörike „Zum neuen Jahr“:

 

In ihm sei’s begonnen,

Der Monde und Sonnen

An blauen Gezelten

des Himmels bewegt.

Du, Vater, du rate!

Lenke du und wende!

Herr, dir in die Hände

Sei Anfang und Ende,

Sei alles gelegt.

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