SWR3 Gedanken

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17JAN2024
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Alleinsein – nur mit sich – das kann ganz schön hart sein. Ich meine jetzt richtig allein, also auch ohne Handy, Internet oder Buch.

 

Ein Spezialist in Sachen Alleinsein ist der Heilige Antonius aus Ägypten. Er war im 3. Jhdt einer der ersten Aussteiger. Als 20-jähriger hat er sich in die Wüste zurückgezogen und in einer Felsenhöhle gelebt.

Wie hart das gewesen sein muss, zeigen alte Bilder: Antonius, umringt von fiesen Dämonen, die an ihm zerren und ihn bedrängen. Sie stehen für Ängste und innere Kämpfe in der Einsamkeit. Aber irgendwann war Antonius an einem Punkt, da konnte ihm nichts mehr was anhaben. Ein Freund von ihm hat ihn so beschrieben: „Weder war er aus Gram missmutig geworden, noch vor Freude ausgelassen. Er war vielmehr ganz Ebenmaß und natürlich in seinem Verhalten.“

Antonius hat damals eine richtige Aussteiger-Welle losgetreten. Es wurde „in“, sich in die Wüste zurückzuziehen. Viele haben diese Aussteiger besucht und um Rat gefragt, weil sie weise waren, nur das nötigste gesprochen und niemanden weggeschickt oder dumm angemacht haben.

Das wünsche ich mir auch manchmal: In mir selbst ruhen, im Reinen sein mit den anderen und mir. Deswegen bin ich mal für ein paar Tage ins Kloster gegangen – ohne Handy und Buch. Am Anfang hab ich versucht, mich irgendwie zu zerstreuen. Und dann - erst als ich mich auf die Leere eingelassen habe, bin ich langsam mit mir selbst in Kontakt gekommen. Ich konnte darüber nachdenken, wie ich zu dem geworden bin, der ich heute bin. Und gleichzeitig kamen auch Fragen nach meiner Zukunft hoch. Das war sozusagen „Antonius light“: ein bisschen anstrengend schon - aber vor allem anregend.

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