SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

06JAN2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Eine witzige Anekdote aus dem Kindergarten: Die Erzieherin fragt in die Runde, ob denn jemand weiß, welche drei Geschenke die heiligen drei Könige dem Jesuskind mitgebracht haben. Einige Kinder wissen, dass auf jeden Fall Gold dabei war. „Genau, Gold war dabei“, sagt die Erzieherin. Und sie erklärt gleich auch warum. Gold war das kostbarste, was die Menschen damals kannten. Und deshalb war es etwas Königliches – ein Geschenk von Königen für einen König. Denn die drei waren überzeugt: Jesus ist ein neuer, völlig anderer König für die ganze Welt.

Dann kündigt die Erzieherin an: „Jetzt wird´s schwieriger. Was haben die heiligen drei Könige denn noch mitgebracht?“ Die Kinder gucken ein bisschen ratlos, aber dann sagt Mia ganz stolz „Weihrauch“. Die Erzieherin ist beeindruckt und erklärt den Kindern erst mal, was das überhaupt ist. Und dass wenn man die Harzklümpchen anzündet, der Rauch aufsteigt, duftet und sich ausbreitet. Und deshalb war Weihrauch schon immer Zeichen für das Göttliche – nicht greifbar, aber doch überall präsent.

„Und wer kennt denn das dritte Geschenk der Könige?“, fragt die Erzieherin. Das weiß bestimmt niemand, denkt sie. Aber da hat sie die Rechnung ohne Jakob gemacht. Er sagt: „Ich weiß es: Möhren!“ Die Erzieherin muss aufpassen, dass sie nicht anfängt zu lachen. Und fast gleichzeitig erkennt sie, dass Jakob vom Wort her schon ganz nah dran war. Denn „Möhren“ und „Myrrhe“ klingt ja ziemlich ähnlich, ist aber leider etwas völlig anderes.

Myrrhe ist wie der Weihrauch auch ein Harz. In der Antike hat man Myrrhe als Medizin benutzt, um Wunden zu desinfizieren und zu heilen. Im Zusammenhang mit Jesus bedeutet es, dass er heilt, dass er rettet, und dass er erlöst. Spätestens wenn wir sterben und ins Reich Gottes eingehen, sollen wir erlöst werden von allem, was uns hier auf der Erde einschränkt, traurig oder wütend macht.

Im Gegensatz zu Myrrhe würden Möhren als Geschenk nur wenig hermachen. Aber vielleicht hat der Gedanke ja doch etwas, gerade weil Möhren so alltäglich sind. Was verbiegen wir uns, um passende Geschenke zu machen: zu teuer, zu anspruchslos, zu sperrig, zu aufwendig – ein gutes Geschenk zu machen ist ganz schön schwierig. Und wie oft liegen wir mit einem anspruchsvollen Geschenk dann doch daneben. Ich höre immer wieder, dass sich viele Menschen über Kleinigkeiten am meisten freuen: über geschenkte Zeit, Aufmerksamkeit, über einen selbstgebackenen Kuchen, über einen Gefallen im Haushalt oder im Garten.

Wenn dieser Tage die Sternsinger durch die Straßen laufen und Häuser und ihre Menschen segnen, dann tun sie eigentlich auch nichts anderes. Sie teilen das Alltägliche - das, was sie haben: ihre Zeit, ihre Stimmen, und ein bisschen Courage und Durchhaltevermögen bringen sie sicherlich auch mit. An manchen Türen werden die Kinder zwar weggeschickt, an den meisten aber freuen sich die Leute über den Segen, manche sind sogar zu Tränen gerührt.

Ein Hoch also auf die alltäglichen Geschenke. Und eigentlich passt so etwas Alltägliches wie Möhren doch sehr gut zu Jesus. Er ist ja auch nicht in einem Palast geboren, sondern in einem gewöhnlichen Stall. Die Hirten haben ihm wahrscheinlich auch von dem mitgebracht, was sie gerade da hatten: ein Fellchen, Milch oder etwas Selbstgeschnitztes. Und schließlich hat sich Jesus später auch viel lieber mit dem gewöhnlichen Volk umgeben als mit den Großkopfeten. Er war mit Fischern und Handwerkern unterwegs, nicht mit Politikern oder Großgrundbesitzern.

Die Anekdote aus dem Kindergarten zeigt mir zweierlei: Gold, Weihrauch und Myrrhe stehen für Jesus als einen, der königlich, göttlich und heilsam ist. Aber alltägliche Geschenke wie zum Beispiel Möhren passen mindestens genauso gut zu ihm – weil sie ganz einfach sind und von Herzen kommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39076
weiterlesen...