SWR2 Wort zum Tag

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05JAN2024
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„Oh Mann, wie könnt ihr Katholischen denn nur so naiv sein. Wie soll sich im Gottesdienst denn bitteschön Brot in den Leib Christi verwandeln? Das ist doch alles Hokuspokus!“ Das hat ein Freund mir an den Kopf geworfen - in einer trinkseligen Kneipen-Runde. Nein, nicht der günstigste Zeitpunkt. Und ja – mit Hokuspokus hat es tatsächlich etwas zu tun, aber dazu später.

Meine Kumpels haben mich gespannt angeguckt und zum Glück ist mir die Geschichte mit meinem Verlobungsring eingefallen. Meine Frau und ich haben uns sehr spontan in Dublin in einem Pub verlobt. Es war so spontan, dass ich nicht einmal Ringe hatte. Die habe ich kurz und wild entschlossen in einem billigen Souvenirladen gekauft - für fünf Euro mit keltischem Muster drauf. Ich habe sie im Pub auf den Tisch gezaubert, meine Frau hat „ja“ gesagt, und dann gab´s ein Tablett Guinness für den ganzen Tisch, weil das in Irland so üblich ist.

Und jetzt kommt´s: Wahrscheinlich gibt es tausende von diesen Ringen, nach der Verlobung waren sie natürlich keinen Cent teurer als davor, und chemisch sind sie garantiert unverändert. Aber für meine Frau und mich sind die Ringe durch diesen Abend einzigartig und total wertvoll geworden. Kurz: sie haben sich verwandelt. Dann habe ich in die Runde meiner Kumpels gesagt: „So müsst ihr euch das auch mit dem Brot und der Wandlung im Gottesdienst vorstellen.“

Ach ja, und natürlich hat es mit „Hokuspokus“ zu tun. Das Wort stammt nämlich ursprünglich aus dem Wandlungsgebet des Priesters. Es sind die Worte, die Jesus beim letzten Abendmahl zu seinen Jüngerinnen und Jüngern gesagt hat: „Dies ist mein Leib“. Die Leute in der Kirche haben das früher nie so richtig verstanden, weil ihnen der Priester da noch den Rücken zugedreht hat, und weil alles auf Latein war. Und da heißt „Dies ist mein Leib“ „Hoc est enim Corpus meum“ – was ja wirklich ein ziemlicher Zungenbrecher ist. Kein Wunder also, dass der „Hokuspokus“ draus geworden ist.

Die Hostie im Gottesdienst ist also rein chemisch betrachtet völlig unverändert. Was sich verwandelt hat ist ihr Wesen. Jetzt steckt Jesus drin und möchte sich mit mir verbinden. Und das ist nicht durch Zauberei oder Magie passiert, sondern weil Gott die Menschen liebt. So wie bei den Ringen in Irland: Aus dem billigen Souvenir sind auf einmal unsere Verlobungsringe geworden - nur durch Liebe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39075
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