SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

14JAN2024
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Ein kleines Sonntagmorgen-Rätsel zum Mitraten: Was ist das? Es ist wie ein Fest nach langer Trauer, wie ein Feuer in der Nacht, wie ein offenes Tor in einer Mauer, wie ein Brief nach langem Schweigen. Während Sie noch ein bisschen nachdenken können, spiele ich die musikalische Version des Rätsels ein. Es ist nämlich die erste Strophe unseres heutigen Liedes zum Sonntag. 

 

Haben Sie es rausbekommen? Die Auflösung versteckt sich im Titel unseres Liedes. Es heißt „So ist Versöhnung“. Und so beginnt auch der Refrain, den wir gleich hören, wie gerade schon gesungen vom Textdichter selbst, von Jürgen Werth. Diese Aufnahme stammt von 2017. Komponiert hat er das Lied schon 1988 zusammen mit Johannes Nitsch. Damals wusste er noch nicht, dass es ein Klassiker unter den Neuen Geistlichen Liedern werden würde. 

 

Das Lied spart nicht mit blumigen Vergleichen. Versöhnung wird verglichen mit Regen in der Wüste, mit einem Schlüssel im Gefängnis, oder mit dem Frühling.

 

Aber vor dem schönen Erlebnis steht harte Arbeit, denn versöhnen geht nicht auf Knopfdruck. Versöhnen leitet sich ab von „versühnen“, und darin steckt das Wort Sühne. Sühne ist immer der Versuch, etwas wieder gut zu machen. Das kann nur gelingen, wenn ich etwas aufrichtig bereue, und wenn ich bereit bin, mein Verhalten auch wirklich zu verändern. Hören wir die zweite Strophe in der Urversion des Liedes, im typischen Sound der 80er Jahre mit viel Hall und Synthesizer-Klängen. 

 

In der zweiten Strophe wird deutlich, wie schwer Versöhnung zu erreichen ist. „Alte Feinde Hand in Hand“ – wie sehr wünsche ich mir das für alle Kriegsgebiete. Aber die Situation scheint verfahren. Hier wird deutlich, dass es für den wahren Frieden mehr braucht als unsere menschliche Anstrengung. Im Johannesevangelium sagt Jesus bei seiner Abschiedsrede zu den Jüngern: „Meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ (Joh 14,27). Dieser letzte Satz macht mir Mut, weiterhin für Frieden zu beten und zu singen, auf die Straße zu gehen, in Diskussionen meine Meinung zu sagen oder Friedensfähnchen aufzuhängen. Und natürlich alles dafür zu tun, dass der Frieden in meinem unmittelbaren Umfeld eine echte Chance hat. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39073
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