SWR2 Wort zum Tag

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30DEZ2023
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Am Ende des Jahres bringen Zeitungen und Fernsehmagazine ihre Jahresrückblicke. Die Chronik des Jahres 2023 ist voll von Nachrichten über Kriege und Katastrophe, Wetterextreme und Menschen, die auf der Flucht sind. Das Wort „Krisenmodus“ ist zum „Wort des Jahres“ gewählt worden.

Ich frage mich aber: Welche Ereignisse und Nachrichten haben es nicht in die Schlagzeilen geschafft? Wo sind die Menschen geblieben, die eher unauffällig im Hintergrund agiert und die Welt zum Guten verändert haben?

Die russischen und ukrainischen Musikerinnen etwa, die zusammen ein Lied aufgenommen haben. Um mit dem Erlös die vom Krieg Betroffenen zu unterstützen. Oder der israelische und der palästinensische Journalist, die sich zusammengesetzt haben, um miteinander ihre Angehörigen zu betrauern und sich ihre Hilflosigkeit einzugestehen. Die Frau, die sich um den Nachbarn kümmert, der seine Lebensgefährtin verloren hat.

Gerade solche Nachrichten im Blick zu behalten, hilft mir, dass die täglichen Schlagzeilen mich nicht erschlagen. Es gibt so vieles, bei dem ich den warmen Herzschlag der Menschlichkeit spüre.

Menschen, die es nicht dabei bewenden lassen, dass die Welt nur so ist, wie sie sich in den Schlagzeilen präsentiert. Die Einspruch erheben und etwas dagegen setzen.

In einem Lied zum Jahreswechsel, das fast vierhundert Jahr alt ist und von Paul Gerhardt kurz nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges gedichtet worden ist, finde ich mich wieder.

Wir gehen dahin und wandern
von einem Jahr zum andern,
wir leben und gedeihen
vom alten bis zum neuen.

Durch so viel Angst und Plagen,
durch Zittern und durch Zagen,
durch Krieg und große Schrecken,
die alle Welt bedecken.

Seinen eigenen „Jahresrückblick“ schließt Paul Gerhardt ab mit dem Lob des Schöpfers und einer Bitte um Segen.

Gelobet sei deine Treue,
die alle Morgen neue;
Lob sei den starken Händen,
die alles Herzleid wenden.

Sprich deinen milden Segen
zu allen unsern Wegen,
lass Großen und auch Kleinen
die Gnadensonne scheinen.

So zu denken und zu sprechen gelingt dann, wenn ich nicht bei den Schlagzeilen stehen bleibe. Sondern den Blick darüber hinaus auf den Gott richte, der im Verborgenen der Begleiter meines Lebens ist.
Wenn morgen das alte Jahr zu Ende geht, wünsche ich Ihnen, ein gesegnetes neues Jahr. Unter der Gnadensonne Gottes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39033
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