SWR2 Wort zum Tag

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28DEZ2023
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Menschen sind verletzlich. Wir erfahren das an uns selbst. Wenn wir körperliche Verletzungen davontragen. Aber vor allem auch seelische. Wenn wir Kränkungen, Beleidigungen, Missachtung erleben. Was nicht weniger weh tut!

Besonders verletzlich aber sind Kinder. In Konflikten, Kriegen und Hungersnöten sind sie die Ersten, die es trifft. Daran erinnert der Tag, der heute im Kalender der Kirche steht: das Fest der Unschuldigen Kinder. Ein Tag, der eine dunkle Erinnerung aufbewahrt.

König Herodes, so erzählt es die Weihnachtsgeschichte, fürchtet, dass unter den neugeborenen Kindern in Bethlehem ein Konkurrent für seine Macht heranwachsen könnte. Um das zu verhindern, lässt er dort alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten. Im Interesse seiner Machterhaltung ist ihm jedes Mittel recht. Und so er-weist sich der Ort weihnachtlicher Idylle plötzlich als schauerlicher Tatort.

Menschen, zumal Kinder, sind verletzliche Wesen. An Maria und Joseph erlebe ich aber, in welch guter Weise sie mit der Verletzlichkeit und Hilfsbedürftigkeit des ihnen anvertrauten Jesuskindes umgegangen sind.

Keine gegenseitigen Vorwürfe über die nicht vorhersehbare Schwangerschaft der Maria. Dann, im überfüllten Bethlehem, bemühen sich die Eltern nach besten Kräften, ein passables Quartier zu finden. Ein Dach über dem Kopf und ein bisschen Wärme.

Als sich abzeichnet, dass der mächtige Herodes den kleinen Kindern nach dem Leben trachtet, riskieren sie eine gefährliche Flucht ins Ausland.

Mit Verletzlichkeit umgehen heißt, aufeinander Acht zu geben. Leben zu schützen. Alles zu tun, damit Kinder in unserer manchmal lebensfeindlichen Welt eine Chance haben.

Der heutige Tag ist für mich auch eine Erinnerung an die Kinder, die wir selbst einmal waren. An die Kinder, die in vielen Familien jetzt gerade groß werden. An Enkelkinder und Patenkinder.

Menschen sind verletzlich. Aber gerade diese Verletzlichkeit verbindet uns über Generationen hinweg. Seit den Tagen der unschuldigen Kinder, die in Bethlehem damals ihr Leben lassen mussten.

Darum sollten wir gut aufeinander aufpassen. Auf die Worte, die wir einander sagen. Auf das, was wir tun oder einander antun. Damit nicht noch mehr Wunden geschlagen werden. Sondern Verletzungen heilen können. Und Gemeinschaft und Frieden wachsen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39031
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