SWR Kultur Lied zum Sonntag

SWR Kultur Lied zum Sonntag

24DEZ2023
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„Weihnachten im Hause Bonhoeffer“. Unter diesem Titel hat Sabine Leibholz-Bonhoeffer ihre Erinnerungen an die vielen Weihnachtsfeiern ihrer Kindheit in einem kleinen Band versammelt. Sabine war die Zwillingsschwester des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. In ihren Erinnerungen spielt auch dieses schlichte Kinderlied eine Rolle, das, so erzählt sie, am Heiligen Abend die ganze Familie Bonhoeffer gesungen hat:

Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all,
zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall
und seht, was in dieser hochheiligen Nacht
der Vater im Himmel für Freude uns macht.

„Die Feier am Heiligen Abend beginnt bei uns immer mit der Weihnachtsgeschichte“, schreibt Sabine Leibholz-Bonhoeffer. „Unsere Mutter liest sie mit fester klarer Stimme vor. Ich sehe sie vor mir in ihrem schwarzen Samtkleid mit dem schönen, spitzen Kragen, mit ihren schweren, dunkelblonden Zöpfen, die sie um den Kopf gelegt trägt… Alle Spuren der Übermüdung und Angespanntheit, die ihr die Weihnachtsvorbereitungen eingebracht haben, scheinen mit dem Kommen des Heiligen Abends ausgelöscht... Wenn unsere Mutter das Weihnachtsevangelium gelesen hat und das erste Lied von uns allen gesungen ist, wird das Licht gelöscht und im Dunkeln werden viele Weihnachtslieder gesungen.“

O seht in der Krippe im nächtlichen Stall,
seht hier bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl,
in reinlichen Windeln das himmlische Kind,
viel schöner und holder als Engel es sind.

„Und dann sehen wir unseren Christbaum! So strahlend und hell nach dem Singen in der Dunkelheit! In seinem Lichtkreis stehen wir nun alle und singen zusammen... Die Kinder wissen und fühlen es längst, dass es nicht schön wäre, jetzt zu den Gabentischen zu blinzeln. Zugedeckt ist nichts von den Geschenken. Die Krippe wird nun bewundert. Ein Lichtchen dringt aus der Stalltür. Die ganze Weihnachtsgeschichte liegt vor uns ausgebreitet.“

Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh;
Maria und Josef betrachten es froh,
die redlichen Hirten knien betend davor;
hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor.

Ich bin mir sicher, Erfahrungen wie diese gehen mit einem Menschen durchs ganze Leben. Dietrich Bonhoeffer haben sie sogar ins Gefängnis begleitet. Vielleicht singen Sie dieses Lied heute Abend ja auch! Fühlen Sie sich dann verbunden mit den vielen, die es vor uns gesungen haben, die es heute singen und die es auch künftig singen werden!

Ich wünsche Ihnen einen klangvollen Heiligen Abend! Und ein gesegnetes Weihnachtsfest!

So nimm unsre Herzen zum Opfer denn hin,
wir geben sie gerne mit fröhlichem Sinn.
Ach, mache sie heilig und selig, wie deins,
und mach sie auf ewig mit deinem in eins.

 

CD: „Ihr Kinderlein kommet. Der Dresdner Kreuzchor singt die schönsten Weihnachtslieder“, Ltg. Roderich Kreile, Berlin Classics 2005, LC 06203

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39023
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