SWR2 Wort zum Tag

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22DEZ2023
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Die Tage vor Weihnachten gehören nicht gerade zu meinen Lieblingstagen. Meistens sind sie stressig,  und die Nerven liegen blank. Und das alles, weil es am Heiligen Abend einfach nur schön und harmonisch verlaufen soll.  Weil wir uns wenigstens an Weihnachten als heile und glückliche Familie erfahren wollen.

Und mitten in diesen Vorbereitungen ist da auch die Heilige Familie: Maria - hochschwanger und vermutlich schon unter den ersten Wehen. Sie sucht mit Josef nach einem Ort, wo sie ihr Kind zur Welt bringen kann. Alles andere als eine heile Welt, diese Geburt unter prekären Umständen.

Gerade deswegen ist die Heilige Familie wichtig für mich. Denn es kommt an Weihnachten nicht auf eine perfekte Inszenierung an, sondern darauf, dass ich mich anrühren lasse.

Vom Jesuskind, das dann in der Krippe liegt. Wie jedes Neugeborene ist es total auf seine Eltern angewiesen. Es braucht den Glanz in den Augen seiner Mutter, ihre liebevollen Worte und Gesten. Und es braucht den Josef, der es beschützt.

Und da ist Maria. Sie hat Ja dazu gesagt, Gottes Sohn zur Welt zu bringen. Auch wenn ihre ganze Schwangerschaft so völlig anders war, als sie sich das wohl je vorgestellt hat. Mich berühren an Maria ihr Mut und ihr Vertrauen in das, was noch werden kann. Und schließlich gehört auch Josef dazu, der bereit ist, sein Leben völlig umkrempeln zu lassen, weil andere ihn brauchen.

Ich kann gelassener mit dem familiären Weihnachtsstress umgehen, wenn ich die Heilige Familie bewusst in unsere Mitte hole. Ich lerne vom göttlichen Kind, dass ich bedürftig sein darf. Dass ich ehrlich zeige, wenn ich Hilfe brauche. Ich lerne von Maria zu vertrauen und von Josef, dass es nicht immer nach meinem Plan gehen muss. Ich muss Familie nicht als heile Welt inszenieren. Auch nicht an Weihnachten.  

Es ist schön, wenn wir als Familie zusammen kommen, und wenn viele dazu beitragen, dass es ein Fest wird. Aber es ist wohl unvermeidlich, dass es auch Spannungen gibt. Nicht alle  Erwartungen kann und will ich  erfüllen. Und es gibt auch manches, das  verletzt und weh tut. Das auszuhalten, fällt  mir nicht leicht. Doch ich vertraue darauf, dass Gott bei uns ankommt, auch wenn nicht alles ideal ist. Ich schaue auf das Kind in der Krippe, und es macht mir Mut, dass noch vieles werden kann. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38999
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