Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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27DEZ2023
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Mein Nachbar erzählte mir kürzlich, dass seine Tochter an einem 24.12. geboren wurde. In den ersten Jahren ihres Lebens hat sie sich immer sehr über diesen besonderen Geburtstag gefreut. Denn für sie war klar: die ganze Welt feierte an ihrem Geburtstag ein Fest. Ganz besonders freute sie sich darüber, dass die letzten 24 Tage vor ihrem Geburtstag immer mit einem Geschenkekalender heruntergezählt wurden. Irgendwann merkte sie jedoch, dass die Welt nicht ihren, sondern Jesu Geburtstag feierte. „Alles nur wegen diesem doofen Jesus!“, sagte sie einmal.

Ich finde diese Geschichte rührend, weil mir die kindliche Ehrlichkeit gut gefällt. Ich wünschte mir manchmal, dass wir Erwachsenen auch so offen sein könnten. Ich zum Beispiel finde die Advents- und Weihnachtszeit wunderschön. Manchmal geht sie mir aber auch auf die Nerven.

Wunderschön finde ich die Gerüche, die Lichter, die besinnliche Stimmung und die Auszeit von der Arbeit zwischen den Jahren. Aber so richtig kann ich meine Freude nicht zum Ausdruck bringen. Nicht, dass noch jemand merkt, dass ich mich über so einfache Dinge freuen kann. Vieles nervt mich aber auch tierisch: der Druck, die passenden Geschenke zu finden, oder die immer gleichen Lieder in der Kirche und mancher Stress rund ums Familienfest.

Wie gerne würde ich da mal laut und deutlich sagen: „Alles nur wegen diesem doofen Weihnachtsfest!“ So viel Ehrlichkeit könnte manchmal echt entlasten. Aber die Offenheit und den Mut dazu habe ich nicht. Warum eigentlich nicht? Jesus hat selbst mal gesagt: werdet wie die Kinder. Das heißt für mich: seid vor allem ehrlich zu euch selbst, freut euch über die kleinen Dinge, macht euch nichts vor und lasst euch nicht stressen. Denn Gott kommt zu jedem von uns, ganz unabhängig von allem Schönen und Nervigen, das es gibt in der Weihnachtszeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38992
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