SWR3 Gedanken

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16DEZ2023
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Heute wäre ich gerne in Südafrika! Dort feiern die Menschen am 16. Dezember den Tag der Versöhnung. Ein Tag, der ein nationales Miteinander feiert. Gefeiert wird erst seit 1995. Ein Jahr nach dem Ende der Apartheid und den ersten Wahlen für alle! Rassentrennung und Unterdrückung der schwarzen Minderheit fand in diesem Jahr ein Ende. Beeindruckend ist auch, wie Südafrika dann gezeigt hat, was Versöhnung bedeutet: Eine Wahrheitskommission hat Täter von Gewalttaten und ihre Opfer ins Gespräch gebracht.

Die Täter konnten straffrei gehen, wenn sie vorher umfassende Geständnisse gemacht und noch lebende Opfer um Vergebung gebeten haben. Klingt zu lasch, so ganz ohne Strafe? Ist es nicht. Ein ehemaliges Mitglied der Kommission erklärt:
„Wenn wir die Möglichkeit der Vergebung erst einmal in Betracht ziehen, dann wird klar, dass es nicht darum geht, die Täter ungeschoren davon kommen zu lassen.
Vergebung ist eine gesunde Alternative zur Verurteilung. Denn durch Bestrafung und Gewalt setzt sich der Teufelskreis von Hass und Wut unvermindert fort.“[1]

Dass dieser Tag auf dem 16. Dezember liegt, hat seine Gründe in der südafrikanischen Geschichte. Aber ich finde: dieser Versöhnungstag so kurz vor Weihnachten hat dadurch eine doppelte Botschaft. Denn die Geburt eines schutzlosen Kindes ist immer und überall ein Zeichen des Friedens und der Gewaltlosigkeit. Kinder können dort gesund aufwachsen, wo Menschen Neuanfänge miteinander wagen. Dazu muss ich nicht in Südafrika sein. Das geht auch hier.

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[1] https://www.deutschlandfunk.de/wahrheitskommission-in-suedafrika-100.html

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38934
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