SWR3 Gedanken

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10DEZ2023
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Das Streichholz zischt leise. Und dann knistert auch schon die kleine Kerzenflamme. Ich liebe diesen Moment, wenn Kerzenlicht einen Raum verzaubert. Die Konturen der Möbel werden weicher. Ich atme ruhiger. Wunder scheinen möglich.

Woher kommt es, dass mich Kerzen in so eine sanfte Stimmung versetzen? Am Feuer kann’s ja nicht liegen. Ein Fackelumzug zum Beispiel wühlt mich eher auf. Mit einer brennenden Fackel habe ich eine Art Waffe in der Hand. Ich fühle mich stark. Ganz anders bei Kerzen: wenn ich eine Kerze in der Hand halte, muss ich darauf achten, dass die Flamme nicht erlischt. Ich schütze das Licht, damit es hell bleibt.

Kein Wunder, dass friedliche Demonstrationen oft mit Kerzen verbunden sind. Kaum ein Symbol zeigt deutlicher: Ich will Licht bringen, aber nichts in Brand stecken. Ich will Sorge tragen, aber nicht anklagen. Ich will Neues möglich machen und Menschen nicht verprellen.

Heute zünde ich die zweite Kerze am Adventskranz an. Weil ich damit die Erinnerung an die Geburt Jesu wachhalte.

Mit der zweiten Kerze am Adventskranz erinnere ich mich heute auch an die vielen Menschen mit Kerzen vor 34 Jahren. Mit ihren friedlichen Demonstrationen, mit Kerzen und Gebeten, haben sie damals eine Mauer zu Fall gebracht haben. Ich wünsche mir mehr solche Wunder. Gerne mitten im Advent.

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