SWR3 Gedanken
„Gott kommt auch in den größten Misthaufen.“
Mit diesem Spruch hat mich mein Chef in der Ausbildung oft versucht zu trösten, wenn wieder irgendwas gewaltig schief gegangen ist. Wir mussten dann lachen und tatsächlich hat mich das getröstet: Dass Gott nicht erst dann in Erscheinung tritt, wenn alles nahtlos und perfekt läuft, sondern gerade dann, wenn Fehler passieren oder Situationen mal eskalieren.
„Gott kommt auch in den größten Misthaufen.“ Genau unter diesem Vorzeichen ist Gott zu uns in diese Welt gekommen: Maria hat Jesus nicht in einem glänzenden Schloss geboren, sondern unterwegs, in einem fremden Stall, zwischen Stroh und Misthaufen: wo es chaotisch und dreckig ist. Und auch später zieht es Jesus immer dorthin, wo die Not am größten ist: Zu den Armen, den Kranken…
„Gott kommt auch in den größten Misthaufen.“ Davon merke ich aber nicht wirklich was, wenn ich die Bilder aus dem Gazastreifen sehe. Denn die sind voll von furchtbaren Ungerechtigkeiten: unschuldige Menschen sterben und die Brutalität der Hamas ist so menschenverachtend. Dieser Krieg ist grausam. Und ich denke mir: Gerade dort, wo so viele unschuldige Menschen leiden, mit Füßen getreten werden und sterben, dort müsste er doch hinkommen. Ich frage mich: Wo bleibst du denn, Gott?
Das ist mein Adventsgefühl an diesem ersten Advent: Schon lange war meine Sehnsucht nach Gott nicht mehr so groß wie jetzt. Schon lange war ich nicht mehr so ungeduldig wie heute, dass doch endlich Gott kommt, in diesen furchtbaren Krieg und endlich, endlich für Frieden sorgt.
Selten war ich so bereit wie jetzt für die Ankunft des Herrn.
Es ist Advent! Ich warte. Ich hoffe. Ich rufe: Gott, komm bitte in dieses Elend, in diesen Misthaufen!
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