Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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08DEZ2023
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Vor einhundertundachtzig Jahren wurde die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens veröffentlicht. Sie handelt von Ebenezer Scrooge, dem Geizhals und Menschenfeind. Für den ist der Gedanke, Mitmenschen etwas Gutes zu tun, völlig abwegig: „Humbug“ nennt er das Ganze. Das ist tatsächlich ein englisches Wort und meint schwachsinnigen und unglaubwürdigen Blödsinn. Spenden? Etwas für andere tun? Am Ende sogar noch miteinander Weihnachten feiern? Dafür hat Scrooge nur Hohn und Spott übrig. Wer sich nicht selbst versorgen kann - ab ins Gefängnis oder ins Arbeitslager mit ihm.

Es braucht tatsächlich sage und schreibe drei Weihnachtsgeister, damit Scrooge seine Mitmenschen und die soziale Wirklichkeit in seiner Stadt wahrnehmen kann. Denn man kann es sich in seinem unmittelbaren Umfeld schon gemütlich machen, ohne irgendetwas von dem zu sehen, was da noch so los ist und was nicht in Ordnung ist.

Die drei Geister haben ganz schön damit zu tun, ihm die Augen zu öffnen und auch das Herz. Denn darauf kommt es an, von Herzen zu geben. Dann ist man nämlich selbst ganz dabei und gibt ein Stück von sich selbst. Schon die Bibel beschreibt die Sache mit dem Spenden auf diese Weise: Wer wenig sät, wird auch wenig ernten. Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten. Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang. Denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. (2 Kor 9,6-7)

Ein hartes Stück Arbeit, bis Scrooge etwas von seinem Reichtum spendet und außerdem noch das mangelernährte Kind seines Angestellten rettet. Und was vielleicht genauso wichtig ist und Scrooge wahrscheinlich noch viel mehr Überwindung gekostet hat: Jahrelang war er immer für sich. Jetzt lässt er sich doch tatsächlich von seinem Neffen einladen. Er kann nicht nur Gutes tun, sondern sich auch Gutes tun lassen. Diese Übung ist mindestens genauso schwer.

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