Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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06DEZ2023
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Heute ist Nikolaustag! Da gibt es - kleine – Geschenke, die man vorzugsweise am frühen Morgen in einem Stiefel vor der Haustür findet. Und klar ist: Fremde machen so was nicht. Menschen müssen schon verwandt oder befreundet sein, damit man einem anderen ein Geschenk in die - hoffentlich geputzten - Schuhe schiebt.  Der Brauch mit den kleinen Geschenken geht auf Nikolaus zurück. Der war vor siebzehnhundert Jahren Bischof in der Stadt Myra. Damals römisches Reich, heute Türkei. Nikolaus hat mit einer derartigen Leidenschaft Gutes getan, dass es einem glatt die Schuhe auszieht. Drei Beispiele:

Erstens. Einem Nachbarn wirft er heimlich drei Goldklumpen durchs Fenster, damit dessen Töchter nicht als Prostituierte arbeiten müssen.

Zweitens. Gleich mehrere Schiffsbesatzungen auf einmal überredet er, für die hungernde Bevölkerung Getreide aus ihren Schiffen auszuladen, obwohl die Ladung eigentlich für eine andere Stadt bestimmt ist.

Drittens. Immer wieder tritt er ein für zu Unrecht angeklagte Menschen und scheut dabei keinen Konflikt mit den Mächtigen. Und selbst wenn es der Kaiser ist: Wer auch immer andere verleumdet, Nikolaus tritt ihm entgegen und sorgt dafür, dass die Verfolgten freikommen.

Was mir auffällt an den Geschichten: Es geht nicht darum, dass kleine Geschenke die Freundschaft erhalten und so etwas in der Familie doch selbstverständlich ist. Nikolaus hat alle im Blick. Und es geht ums nackte Überleben und um Gerechtigkeit für alle Menschen. Darunter tut es Nikolaus ganz offensichtlich nicht. Und um dieser Güter willen ist ihm alles andere ganz offensichtlich ziemlich egal. Mit traumwandlerischer Sicherheit ist er immer dort, wo die Not am größten ist. Ein echter Vorzeige-Bischof!

Wo also in Erinnerung an den Bischof Nikolaus Stiefel gefüllt werden, da steckt noch ganz etwas anderes mit drin: Die Bereitschaft zu helfen. Gerechtigkeit für jedermann. Und, geputzt oder nicht, keine Scheu vor fremden Stiefeln.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38883
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