Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Eigentlich ist es merkwürdig: Advent heißt Ankunft. Gemeint ist die Ankunft Jesu auf der Erde, bei uns Menschen. Dabei ist doch noch gar nicht Weihnachten. Es geht offensichtlich darum, sich erst einmal auf den Weg zu machen, um dann in einem zweiten Schritt an einem Ort anzukommen. Da ist es kein Zufall, dass es ein zweites Wort gibt, das die gleiche Bedeutung wie Advent hat: nämlich Abenteuer. Das glauben Sie nicht? Lassen Sie einfach beim Advent das „d“ weg, das spricht sich sowieso leichter, und machen Sie aus dem „w“ ein „b“, die beiden Laute sind eh verwandt, und schon hat sich der Advent in ein Abent-euer verwandelt.
Das Internet erklärt mir: „Als Abenteuer wird eine risikohaltige Unternehmung wie eine gefahrenträchtige Reise oder die Erforschung eines unbekannten Gebiets bezeichnet, die aus dem geschützten Alltagsbereich entfernen.“ (wikipedia)
Aha. Dann geht es also beim Advent darum, meinen Alltag hinter mir zu lassen und mich auf eine Reise zu begeben, bei der ich gar nicht weiß, wohin sie führt. Jedenfalls nicht dahin, wo ich schon immer in meinem Alltagstrott unterwegs bin. Am Ende lande ich sogar – nur um einmal ein Beispiel zu nennen – nachts bei Schafhirten in Bethlehem und mir erscheinen Engel.
Der Advent als Abenteuer. Die Reise in ein unbekanntes Gebiet. Und für wen ist die Begegnung mit Gott und mit den Geschichten über ihn nicht immer wieder Neuland?
Der Advent möchte sozusagen den Indiana Jones in uns wecken. Den mutigen Forscher, der sich vom Unbekannten faszinieren lässt. Und unglaublich neugierig ist, wo er dann ankommen wird. - Und wo bleibt das Risiko? Wenn man es ernst nimmt mit dem Advent, dann kann man nicht sicher sein, dass man nach dem Abenteuer noch derselbe ist. Man riskiert beim Adventsabenteuer sich selbst.
Nur eines ist im Advent bei allen möglichen Veränderungen klar: Gott ist es, der uns auf dem Weg schickt. Und er ist es, der auf die Abenteurer wartet.
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