SWR4 Abendgedanken

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05DEZ2023
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Kaum jemand kennt Elias Chacour. Er ist arabischer Christ. Elias Chacour ist vor 84 Jahren in Galiläa geboren. Als er noch ein Kind war, haben israelische Soldaten ihn mit seiner Familie aus ihrem Haus vertrieben. Seine Schulzeit hat er in Nazareth verbracht, dann hat er Theologie studiert und wurde Priester, später sogar Bischof. Als junger Priester hat er sich besonders dem Judentum gewidmet und an der hebräischen Universität in Jerusalem die Tora und die jüdischen Traditionen studiert. Chacour hat als Kind erlebt, wie schlimm es sein kann, wenn Juden, Christen und Muslime sich  bekriegen. Seine Familie hat es ja unmittelbar erlitten. Elias Chacour hat sich danach aber nicht auf eine Seite geschlagen und den Streit weiter entfacht. Im Gegenteil. Er hat darauf gesetzt, dass das Gute sich entwickeln kann, wenn Menschen zusammen leben, zusammen studieren und sich begegnen. Deshalb hat er in Israel Schulen gegründet, in denen arabische und jüdische Kinder gemeinsam lernen und als Juden, Muslime und Christen friedvoll miteinander leben.

Es scheint so, als sei das alles umsonst geschehen. Keiner redet mehr von Chacour und seinen Projekten für den Frieden. Dabei gab es viele  Menschen in Israel, die diesen Weg gegangen sind. Zum Beispiel die Mütter von gefallenen Soldaten, israelische und palästinensische Mütter. Sie haben sich schon vor Jahren zusammengetan und setzen sich für Frieden ein.

Es mag sein, dass diese Projekte im Moment keine Schlagzeile wert sind und dass im Augenblick der Krieg dominiert. Aber ich kann und mag mir nicht vorstellen, dass das alles umsonst gewesen ist. Ich bin sicher, dass die Absolventen aus den Friedensschulen von Chacour die Idee weitertragen, dass Friede möglich ist. Auch dort, wo es scheinbar im Moment nichts zu hoffen gibt. Und diese Hoffnung ist meine persönliche Schlagzeile. Darauf baue ich..

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