SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

08DEZ2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Vor Kurzem musste ich mal wieder eine Vollbremsung hinlegen. Ich weiß nicht mehr was gewesen ist, vielleicht habe ich am Radio was verstellt, vielleicht - ich gestehe es – am Handy rumgedrückt. Auf jeden Fall war ich kurz unaufmerksam. Als ich wieder auf die Straße geschaut habe, war da plötzlich ein Müllaster, der vorher noch nicht dagewesen ist. Ich bin auf die Bremse gestiegen und konnte gerade noch rechtzeitig halten. Aber fast wäre es schiefgegangen und es hätte möglicherweise böse Folgen haben können. Glück gehabt! habe ich gedacht. Ich war danach eine Weile lang ganz schön angespannt, erst allmählich ist der Schreck von mir abgefallen. Und auf der restlichen Fahrt habe ich darüber nachgedacht, in wie vielen Situationen ich schon Glück gehabt habe. Wie oft es knapp gewesen ist.

Nicht nur beim Autofahren, auch mit dem Fahrrad, oder wenn ich zu Fuß unterwegs gewesen bin. Es gibt ja allerhand Gefahren. Ganz banale Sachen. Nasses Laub zum Beispiel, auf dem ich schon oft ausgerutscht bin oder vereiste Pfützen im Wald. Wenn man nicht aufpasst, kann schnell was schief gehen. Aber nicht nur die eigene Unaufmerksamkeit ist gefährlich, auch die der anderen. Sieht mich der Autofahrer nachts, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin?

Ich bin auf jeden Fall schon in einigen brenzlichen Situationen gewesen. Aber mir ist noch nie etwas passiert. Ich habe mir noch nie was gebrochen, mich noch nie schwer verletzt. Auch zuhause, die meisten Unfälle, heißt es ja, passieren im Haushalt. Auch da ist mir - Gott sei Dank - noch nie etwas Ernstes zugestoßen. Keine Schnittverletzungen in der Küche, kein Ausrutschen in der Dusche. Irgendwie, so mein Eindruck, bin ich ein Glückskind. Sonst wäre ich wohl schon lange nicht mehr hier. Das wird mir immer klarer, je älter ich werde.

Vielleicht hält jemand eine schützende Hand über mich. Vielleicht gibt es so etwas wie einen Schutzengel. Ich weiß es nicht. Jedenfalls hatte ich bislang mehr Glück als Unglück, wenn es um die alltäglichen Gefahren geht. Vielleicht auch mehr Glück als Verstand. Dafür bin ich sehr dankbar, denn das ist nicht selbstverständlich. Neulich hatte ein Freund von mir einen schweren Unfall. In einer Situation, die ich schon hundertmal heil überstanden habe.

Es ist so eine Sache mit dem Glück. Man braucht viel davon, jeden Tag. Und ich wünsche mir, dass es genug davon für alle gibt. Denn, das weiß jeder, das hat jeder schonmal im eigenen Umfeld oder am eigenen Leib erlebt. Oft genügt es nur einmal Pech zu haben. Und alles ist anders.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38868
weiterlesen...