SWR3 Gedanken

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27NOV2023
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Es ist selten geworden, dass Menschen zu mir als Pfarrerin kommen und um ein seelsorgerliches Gespräch bitten. Aber nun saß er vor mir und erzählte: Von Corona und diesem Gefühl, dass er hat, diesem Gefühl, dass nichts (mehr) sicher ist.

Kaputt und ausgelaugt. So hatte er sich gefühlt. Und er brauchte einige Zeit, um damit fertig zu werden. Ein paar Wochen. Ein paar Monate. Er war immer eine aktive Person. Immer etwas in der Hand, immer etwas am Machen. Natürlich hatte er sich sofort auf eine neue Arbeitsstelle beworben. Auf viele Arbeitsstellen. Viele Bewerbungen. Natürlich gab es Unterstützung vom Staat. Arbeitslosenhilfe. Aber eigentlich wollte er einfach nur einen neuen Job. Nur gute Arbeitsstellen waren schwer zu finden. Ihm wurde entweder gesagt, dass er überqualifiziert sei oder dass er zu wenig Erfahrungen in bestimmten Bereichen hätte. Für manche Jobs war er sowohl über- als auch unterqualifiziert. Es war manchmal absurd.

Und Covid hatte nicht nur seinen Job auf dem Gewissen. Er hatte den Eindruck, mit Covid sind wir nicht einfach nur zurück ins finsterste Mittelalter gefallen, sondern dass mit Covid ein neues, dunkles Zeitalter angebrochen ist. Das ganze moderne Überlegenheitsgefühl brach zusammen. Denn eins stellte er in dieser Zeit fest: Das Leben ist nicht auch nur ansatzweise so sicher, wie er dachte, dass es wäre.

So saß er vor mir, und erzählt mir von seinem zerbrochenen Sicherheitsgefühl, konnte alles rauslassen, was ihn kaputt und fertig machte.

Und während ich ihm zuhörte, kam mir ein Satz aus der Bibel in den Sinn: „Gott ist nahe bei den Menschen, die im Herzen verzweifelt sind. Er hilft denen, die ihren Lebensmut verloren haben.“ (Psalm 34,19)

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