SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

30NOV2023
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Mit folgender Frage habe ich neulich meine 20 Konfirmandinnen und Konfirmanden so richtig ins Schwitzen gebracht. Ich habe sie gefragt: „Was ist mir wichtig in meinem Leben?“

Zuerst haben sich die Jugendlichen gar nicht damit auseinandersetzen wollen. Sie mussten erst ein bisschen „aufgetaut“ werden: Familie, Freunde, Geld, später einen guten Beruf haben, ein eigenes Haus, Freundschaft, Gesundheit, Computerspielen, Fußball, abhängen, nichts tun, Schule, Handy haben sie nach und nach genannt.

Wichtige Lebensthemen, ja. Ich war mir aber sicher, dass da noch mehr ist, und habe noch einmal gefragt: „Was ist euch im Leben so wichtig, dass ihr alles andere dafür aufgeben würdet?“

Die Köpfe haben geraucht, die Gespräche wurden intensiver und dann ist die Frage aufgekommen: „Können wir noch mal von vorne anfangen? Denn wir haben vorhin Dinge aufgezählt, die doch nicht so wichtig sind.“

Fasziniert und verblüfft habe ich zugesehen, wie die Jugendlichen eine Sache nach der anderen über Bord geschmissen haben: Handy? Ist schon wichtig – aber sooo wichtig nun auch wieder nicht, außer man verabredet sich mit der besten Freundin Computer genauso. Wobei Zocken mit Freunden schon Spaß macht. Ja, aber mit Freunden. Okay, dann Freunde und nicht der Computer. Fußball? Ja, aber manchmal hat man auch keinen Bock aufs Training, eher dann wieder Lust auf die Kumpels. Und wenn man nach Hause kommt, soll jemand da sein.

Drei Dinge blieben am Ende stehen: Familie, Freunde und Liebe. Und das hat einer der Jugendlichen dann so zusammengefasst: Wir einigen uns einfach auf Liebe. Denn die Liebe umfasst auch meine Familie und meine Freunde.

„Stimmt“, hat ein Mädchen gesagt, „Liebe ist nämlich ganz vielfältig. Ich kann meine Eltern lieben, aber das ist eine andere Liebe als die zu meinen Freunden und meinen Freund liebe ich nochmal ganz anders.“

Zufrieden haben sich alle angeschaut. Erwartungsvolle Blicke ruhten auf mir. „Bestimmt steht dazu auch etwas in der Bibel“, haben die Jugendlichen gesagt. Da habe ich gelacht. „Aber sicher“, habe ich geantwortet. „Der Apostel Paulus hat es so ähnlich gesagt. Der meinte, dass am Ende Glaube, Hoffnung und Liebe bleiben. Aber das die Liebe das Größte ist.“

„Na denn, dann stehen wir doch in einer guten Tradition“, hat jemand gemurmelt. Und alle waren zufrieden. Schön, dass die Liebe den jungen Menschen so wichtig ist.

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