SWR3 Gedanken

24NOV2023
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Nur noch ein Monat bis Weihnachten. In den kommenden Wochen werden wieder tausende LKWs durch Europa fahren, damit alle Geschenke auch rechtzeitig unter dem Weihnachtsbaum liegen. Vor zwei Monaten sind einige solcher LKWs plötzlich stehen geblieben – in Gräfenhausen. Ihre Fahrer haben gestreikt. Weil die Firma, bei der sie arbeiten, ihren Lohn nicht gezahlt hat. Es ist längst nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Manchmal werden die Fahrer dann – mitten auf der Straße – zu Gefangenen. Sie bekommen gerade genug Geld, um ihr nächstes Ziel anzusteuern. Aber nicht genug, um nach Hause zu fahren oder die Familie zu ernähren. Die Fahrer aus Gräfenhausen sind irgendwann sogar in einen Hungerstreik getreten. Zum Glück konnte der inzwischen beendet werden. Aber dass sie sogar ihr Leben aufs Spiel setzen, zeigt, wie verzweifelt die Fahrer sein müssen. Und wie machtlos angesichts dieser Ungerechtigkeit. Diese Ausbeutung finde ich unerträglich. Und sie wird fast noch unerträglicher, wenn ich mir vorstelle, dass die Geschenke, mit denen ich an Weihnachten Freude verbreiten will, vielleicht dazu beigetragen haben. Aber was kann ich tun? Entscheidend ist, dass sich politisch etwas ändert. Dass die, die verantwortlich sind – Logistikunternehmen und die Firmen, die sie beauftragen – auch zur Verantwortung gezogen werden. Dafür kann ich mich einsetzen; zum Beispiel indem ich mich informiere und bei der Europawahl im nächsten Jahr entsprechend wählen gehe.
Und im Blick auf Weihnachten? Vielleicht lässt sich ja zumindest die Anzahl der Geschenke etwas reduzieren. Und ich kann darauf achten, dass sie nachhaltig und fair produziert wurden. Damit es auch den Menschen gut geht, die durch ihre Arbeit mein Weihnachtsfest erst möglich machen.

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