SWR3 Gedanken

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22NOV2023
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Ich darf kein Brot mehr essen. Und keinen Kuchen. Kein süßes Obst. Auch kaum noch Nudeln, Reis oder Kartoffeln. Dabei liebe ich all diese Dinge. Aber leider habe ich seit ein paar Wochen Schwangerschaftsdiabetes. Deshalb sind all diese Sachen die Schwangerschaft über tabu. Das ist super aufwendig, weil ich meine Essensgewohnheiten komplett umstellen muss. Und es fällt mir echt schwer, auf so vieles zu verzichten.

Neben all dem Verzicht möchte ich mir aber manchmal trotzdem etwas gönnen: Deshalb esse ich ab und zu nach dem Mittagessen ein kleines Stück Bitterschokolade. Und weil das so selten vorkommt, ist dieser Moment ganz besonders für mich. Ich zelebriere ihn richtig: Ich setze mich in meinen Sessel, schließe die Augen und lasse mir dieses kleine Stück Schokolade auf der Zunge zergehen – absolut himmlisch. Das habe ich früher nie gemacht. Ich habe sogar oft während des Essens eine Serie angeschaut oder noch schnell meine Mails gecheckt. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass ich – auch bei Dingen, die mir Spaß machen – selten ganz bei der Sache bin. Ich lasse mich ablenken von meinem Handy oder bin in Gedanken schon beim nächsten ToDo auf meiner Liste. Bei meinem Bitterschokoladenmoment ist das anders – da bin ich zu 100% bei der Sache und genieße den Moment.

Ich wünsche echt niemandem, dass er an Diabetes erkrankt – in der Schwangerschaft nicht und schon gar nicht an einer Form, die das ganze Leben über bleibt. Aber ich wünsche mir für mich selbst, dass ich diese neue Gewohnheit beibehalte: Die süßen Momente ganz bewusst auszukosten und sie mir auf der Zunge zergehen zu lassen. Die mit Schokolade genauso wie die, die mein Leben auf andere Art süß und schön machen.

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