Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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25NOV2023
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Beziehungen enden nicht mit dem Tod. Wer sich liebhat, hört damit nie auf. Tod und Sterben, Abschied und Trauer sind bitter, aber sie können eine herzinnige Beziehung nicht zerstören. Wer in eine Trauer gefallen ist, weil ein Mensch nicht mehr lebt, dem haben die Leute meist einreden wollen, es käme jetzt darauf an, loszulassen, den Verstorbenen endgültig zu verabschieden. Wenn sie das endlich geschafft hätten, dann würden sie auch ihre Trauer los. Stattdessen hat sie das eher trostloser gemacht. Unendlich viel Leid und Schmerz haben Menschen zusätzlich zu dem schweren Verlust ertragen, weil sie sich vergeblich darum bemüht haben, genau dieses Lernziel zu erreichen.

Loslassen konnten sie aber nie. Wie auch? Beziehungen mögen nicht für immer sein, aber sie sind ewig, wenn sie aus Liebe sind. Darum ist es so wertvoll und wunderbar, dass Jesus selber auch genau das so gesagt hat. Als er sich nämlich hat verabschieden müssen aus diesem Leben, da hat er zu seinen Freundinnen und Freunden nicht gesagt: Ihr müsst mich jetzt halt loslassen. Schön war die Zeit… Sondern er hat ihnen erklärt, dass er jetzt schon einmal vorgeht, hinüber wechselt in die andere Welt, auf die andere Seite der Wirklichkeit Gottes, um alles für sie vorzubereiten. Es gäbe viele Wohnungen im Reich seines himmlischen Vaters, hat er gesagt. Da wäre Platz genug für alle, die nachkommen. Und er wolle dafür sorgen, dass das Himmelsbett schon gemacht ist, wenn wir kommen. „Damit ihr seid, wo ich bin!“ hat er gesagt. Es geht nicht ums Loslassen, sondern um das Überlassen, um das Anvertrauen. Trauer und Liebe lassen nicht los, sondern bleiben in Beziehung über den Tod hinaus. Wir räumen die Nähe derer, die wir lieben nicht aus, sondern ein, wir geben ihnen ihren Platz in unseren Herzen für immer und ewig. Wir bleiben in Beziehung und sind darum ziemlich himmelreich.

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