SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

17NOV2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich bei uns Fuchs und Hase gute Nacht sagen – wirklich. Denn direkt hinter unserem Garten beginnt der Wald. Und mehr als einmal stand auch wirklich ein Fuchs schon bei uns im Garten.

Abends ist es bei uns einfach still und ruhig. Nur hier und da brennt noch Licht in den Wohnzimmern. Man sieht, wo ein Fernseher läuft und wer vielleicht gerade noch den Müll vor die Türe bringt.

Wenn ich abends noch eine letzte Runde mit dem Hund drehe, ist mir dabei schon oft die Zeile von einem Abendlied eingefallen: „Abend ward, bald kommt die Nacht. Schlafen geht die Welt …“  Ja genau so fühlt es sich hier an. Als ob die Welt schlafen gehen würde. Und sich Fuchs und Hase noch schnell eine gute Nacht sagen würden. 

Ich weiß natürlich, dass es in der Stadt um diese Zeit oft erst richtig los geht. Und dass nachts auch viel gearbeitet wird. In den Krankenhäusern, bei der Feuerwehr, den Notdiensten, auf den Autobahnen und an vielen Schreibtischen. Unsere Gesellschaft hat sich daran gewöhnt, dass die wichtigsten Posten ständig besetzt sind. Irgendjemand ist immer wach. Trotzdem hoffe ich, dass auch die später Ruhe finden, die jetzt noch unterwegs sind oder arbeiten müssen.

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass es eine Zeit gibt, in der ich loslassen kann. In der alles ruht, was mich tagsüber so beschäftigt hat. Und mich eben auch die Welt mal in Ruhe lässt. Da wird nicht mehr an meiner Haustür geklingelt, das Telefon hat mal Pause und ich muss keine Termine einhalten. Und selbst die ganzen Konflikte und Kriege auf unserer schönen Welt, kann ich für den Moment zumindest loslassen.

Abend ward, bald kommt die Nacht. Und In dem Lied heißt es weiter: „Einer wacht und trägt allein unsre Müh und Plag, der lässt keinen einsam sein, weder Nacht noch Tag.“

Ich vertraue darauf, dass Gott für alle Menschen sorgt. Für die, die schon im Bett sind. Für die, die nicht schlafen können, weil sie ihr Alltag nicht loslässt. Und für die, die noch arbeiten müssen. Das alte Lied sagt mir. Ich darf abends einfach loslassen, denn jemand anderes sorgt sich. Ich darf Kraft schöpfen für den nächsten Tag.

Am nächsten Morgen ist mein Alltag wieder da. Aber erst einmal kann ich ausruhen. Soll ich ausruhen. Zu Ruhe kommen. Gott nimmt mir die Mühe und die Plage ab. Und morgen wird er mir Kraft geben für den neuen Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38754
weiterlesen...